Translate

Dienstag, 14. Februar 2012

Verbrannte Bücher, verfemte Autoren

"Warum sind Sie so spät gekommen?" Die Frage stellte der 89-jährige Schriftsteller Armin T. Wegeer dem "Stern"-Journalisten Jürgen Serke, als dieser ihn in den 1970er Jahren aufspürte und nach seiner Lebensgeschichte befragte. "Er erzählte Stunde um Stunde, bis sich nur noch die Lippen bewegten, obwohl die Stimmbänder längst den Dienst versagten", berichtete Serke heute bei der Pressekonferenz zu einer Ausstellung, die 20 in der Nazizeit verfemte Schriftstellerinnen und Schriftsteller würdigt.
1978 erschien Serkes Buch "Die verbrannten Dichter", damit veränderte sich nachhaltig die Rezeption und die Wertschätzung der Autoren, die die Nazis aus dem Gedächtnis der Nation streichen wollten. Im Versorgungstrakt neben dem Holocaust-Mahnmal erzählt nun eine bescheidene Tafelausstellung die Schicksale unter anderem von Anna Seghers, Irmgard Keun, Erich Maria Remarque, Alfred Döblin, Joseph Roth, Joachim Ringelnatz, Egon Erwin Kisch, Joachim Ringelnatz, Erich Remarque, Klaus und Heinrich Mann. Durch die großen Fenster des Ausstellungsraums fällt der Blick auf das Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals: die nationalsozialistische Bücherverbrennung vom Mai 1933, die Verfolgung missliebiger Autoren und der spätere Massenmord an den Juden werden dadurch sehr eng in Beziehung gesetzt. Während der Ausstellungslaufzeit finden in den Räumen Lesungen aus den Werken der Verfolgten mit prominenten Schauspielern und Autoren wie Iris Berben, Daniel Kehlmann und Herta Müller statt. Zur Eröffnung am kommenden Donnerstag, dem 16. Februar 2012, spielt Katherina Lange Szenen aus Irmgard Keuns "Das kunstseidene Mädchen". Veranstalter ist der Förderkreis e. V. Denkmal für die ermordeten Juden Europas.


„Von den Nazis verfemte Schriftsteller: 
verdrängt, vertrieben, ermordet"
17. Februar 2012 bis Ende 2012
im Ausstellungspavillon am Holocaust-Denkmal 
Cora-Berliner-Straße 2, 10117 Berlin
Öffnungszeiten Sa bis Do von 11:00 – 17:00 Uhr 


Wir bieten übrigens seit 20 Jahren literarische Stadtführungen zum Thema der Ausstellung an. Und im Buchhandel ist unser Taschenbuch Joseph Roth in Berlin dasjenige, das sich seit 1996 am besten verkauft.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen