Wahrhaftig, sie ist es. Eine
Pforte wie aus Tausendundeiner Nacht, gut dreieinhalb Meter hoch, die beiden
Türflügel gänzlich überzogen mit silbernen Ornamenten und kalligraphischen
Schriftzügen. Die Tür zur Kaaba, zum Allerheiligsten in der Pilgerstadt Mekka.
Eine Fata Morgana, hier in Berlin? Nein, zum Beweis hängt im Pergamonmuseum ein
Foto aus dem Jahr 1937, darauf sieht man die Kaaba, umdrängt von Pilgern. Der
Stoffumhang über dem Gebäudekubus gibt an einer Seite den Blick auf genau diese
Türflügel frei, die Wallfahrer strecken ihre Hände aus, um die Türschwelle
einmal im Leben zu berühren.
Die Kiswa, so heißt das
Stoffkleid der Kaaba, wird jedes Jahr erneuert. Silbern bestickte Teile davon sind jetzt
ebenfalls auf der Berliner Museumsinsel zu sehen, sogar ein kompletter über
sechs Meter hoher Prachtvorhang neueren Datums, der einmal die Kaaba-Tür
schützte. Die ausgestellten Türflügel taten immerhin 300 Jahre lang ihren
Dienst, in der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden sie ersetzt, jetzt bewahrt sie
das saudi-arabische Nationalmuseum
in Riad. Nebenan in der Ausstellung bilden filigran beschriftete Grabsteine aus
Mekka, einige aus dem 9. Jahrhundert, einen Zauberkreis. Unglaublich, dass
Saudi-Arabien so wertvolles Kulturgut auf Europatournee schickt, nur um uns
Ungläubige das Staunen zu lehren.
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Freitag, 27. Januar 2012
Sonntag, 22. Januar 2012
Friedrich der Große und die Berliner Aufklärung
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Unerschrocken reitet Friedrich II. durchs heutige Berlin Foto: Michael Bienert |
Als er im Jahr 1740 die Regierungsgeschäfte übernimmt, will er Berlin als Kultur- und Wissenschaftsmetropole neu erfinden. Ein erster Schritt dahin ist eine Pressereform. Eine richtige Hauptstadt braucht schließlich mehrere konkurrierende Zeitungen! Dieser Gedanke ist zu jener Zeit geradezu revolutionär. Bisher gibt es nur eine einzige „Königlich privilegirte Berlinische Zeitung“, die aus Angst vor der Zensur einen großen Bogen um alles Politische schlägt und kein Feuilleton braucht, weil kein nennenswertes Kulturleben stattfindet. Das ändert sich nun: Vier Tage nach Amtsantritt eröffnet der 28-jährige König seinen Ministern, „dass dem hiesigen Berlinischen Zeitungsschreiber eine unumschränkte Freiheit gelassen Auf die erschrockene Gegenfrage, wohin das führen solle, erwidert Seine Majestät, „dass Gazetten, wenn sie interessant sein sollten, nicht genieret werden müssten“. Auf tagesspiegel.de können Sie den ganzen Artikel, der anläßlich des 300. Geburtstags von Friedrich dem Großen erschienen ist, nachlesen, sowie den korrespondierenden Artikel über die Berliner Aufklärung. Zu den Stadtführungen, die Michael Bienert mit den Kollegen von StattReisen zum Thema durchführt, kamen an den vergangenen beiden Wochenenden bereits fast 100 Teilnehmer.
Mittwoch, 18. Januar 2012
Stasimuseum


Dienstag, 17. Januar 2012
Geschichtsspeicher Fichtebunker
Gebaut als Gasbehälter für die Straßenbeleuchtung, umgenutzt erst zum Luftschutzbunker, dann zum Lagerhaus für die "Senatsreserve", jetzt Penthouse-Unterbau und Geschichtsmuseum: am Beispiel des Kreuzberger Fichtebunkers lässt sich viel über die Wandlungen Berlins in den letzten 130 Jahren lernen. Dagmar Thorau vom Center for Metropolitan Studies der Technischen Universität hat ihre Urbanistik-Studenten ermuntert, die Geschichten rund um das Bauwerk zu sammeln und mit ihnen eine schönes Buch daraus gemacht, das Ende letzten Jahres in der Edition Berliner Unterwelten erschienen ist. Neben Beiträgen zur Bau- und Nutzungsgeschichte enthält es Zeitzeugenberichte, einen Bericht über die "Gentrifizierungsdebatte im Fichtekiez", Interviews mit dem zuständigen Denkmalschützer Olav Vogt und dem Untergrund-Forscher Dietmar Arnold. Das Buch ist zugleich ein vorbildliches Ergebnis urbanistischer Feldforschung während der Ausbildung - wie schon die Internetseite ringbahn.com, die ebenfalls mit Studierenden der TU entwickelt wurde.
Dagmar Thorau/ Gernot Schaulinski (Hg.)
Geschichtsspeicher Fichtebunker
Edition Berliner Unterwelten, Berlin 2011
120 Seiten, 9,90 Euro
Dagmar Thorau/ Gernot Schaulinski (Hg.)
Geschichtsspeicher Fichtebunker
Edition Berliner Unterwelten, Berlin 2011
120 Seiten, 9,90 Euro
Montag, 16. Januar 2012
Georg Heym
Unsere Krankheit ist es, in dem Ende
eines Welttages zu leben, in einem Abend, der so stickig ward, dass man den
Dunst seiner Fäulnis kaum noch ertragen kann ... Aber es gibt etwas, das ist
unsere Gesundheit. Dreimal „Trotzdem“ zu sagen, dreimal in die Hände zu
spucken wie ein alter Soldat, und dann weiter ziehen, unsere Straße fort,
Wolken des Westwindes gleich, dem Unbekannten zu.
Der expressionistische Dichter Georg Heym ertrank heute vor hundert Jahren beim Schlittschuhlaufen im Wannsee. Das Zitat des Tages erschien 1911 in dem Text Eine Fratze in der Berliner Zeitschrift Die Aktion.
Der expressionistische Dichter Georg Heym ertrank heute vor hundert Jahren beim Schlittschuhlaufen im Wannsee. Das Zitat des Tages erschien 1911 in dem Text Eine Fratze in der Berliner Zeitschrift Die Aktion.
Freitag, 13. Januar 2012
Max Frischs "Berliner Journal" in der Akademie der Künste erstmalig ausgestellt
Als der Schriftsteller Max Frisch 1973 mit seiner Frau Marianne nach Berlin-Friedenau übersiedelt, begann er mit der Niederschrift eines bisher unveröffentlichten "Berliner Journals" mit Aufzeichnungen über die damals geteilte Stadt, Begegnungen mit Schriftstellerkollegen aus Ost und West, aber auch seine sich auflösende Ehe. Dieses ins Reine geschriebene Buch hat Frisch versiegelt, erst 20 Jahre nach seinem Tod durften es die Zürcher Nachlassverwalter lesen und darüber entscheiden, ob eine Veröffentlichung vertretbar sei. Aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen sei das nicht möglich gewesen, erklärte Peter von Matt, Präsident der Max-Frisch-Stiftung, heute bei einer Pressekonferenz in der Akademie der Künste. Doch habe man es für vertretbar gehalten, wenigstens 29 Blatt des mehrere hundert Seiten umfassenden Konvoluts erstmals in der Max-Frisch-Ausstellung zum 100. Geburtstag zu zeigen, die am Abend in der Akademie am Hanseatenweg eröffnet wird.
Donnerstag, 12. Januar 2012
Trostlos...
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Foto: Michael Bienert |
Freitag, 6. Januar 2012
Friedrichs Großstadt im Plakatformat
Großer Auftritt für den großen König: 79 mal 57 Zentimeter, also Plakatformat, misst die Doppelseite über das aufgeklärte Berlin Friedrichs des Großen, die nur am morgigen Samstag, dem 7. Januar 2012, an den Zeitungskiosken erhältlich sein wird - mit historischem Stadtplan und Markierungen der Orte, an denen das damalige Berlin fassbar geblieben ist. Dank an die Kollegen aus der TAGESSPIEGEL-Redaktion, die unsere Ideen aufgegriffen und umgesetzt haben! Die historische Berlin-Karte von 1786 stammt übrigens aus dem Zentrum für Berlin-Studien der Zentral- und Landesbibliothek und ist in Gänze digital hier verfügbar.
Donnerstag, 5. Januar 2012
Im Theater (30): Dantons Tod im Berliner Ensemble
Wenn Schauspieler so wirken, als wären sie der Rolle, die sie spielen sollen, nicht gewachsen, wen soll man dafür haftbar machen? Das ist die mit Abstand drängendste Frage, zu der Claus Peymanns jüngste Inszenierung am Berliner Ensemble den Kritiker nötigt. Wen darf der Blitzstrahl des Verrisses treffen? Aber klar, nicht die Schauspieler, sondern den Regisseur, der in diesem Fall zugleich der Intendant ist und dem in Besetzungsfragen bestimmt niemand reinredet.
Wenn Schauspieler ihre liebe Not mit einer Rolle haben, sind Regisseure dazu da, ihnen zu helfen. Wenigstens sollten sie die Schauspieler nicht hindern, auf der Bühne eine gute Figur zu machen. Das gelingt dem 26-jährigen Ulrich Brandhoff in der Titelrolle von „Dantons Tod“ wahrlich nicht, obwohl er sich fleissig bewegt und jedes Wort Büchners bis in die letzte Zuschauerreihe zumindest akustisch zu verstehen ist. Aber was nützt es, wenn dahinter nichts zu spüren ist, kein Drama, kein Kampf, keine Charakter?
Montag, 2. Januar 2012
Europa, ein Schmelztiegel
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Ein echter Europäer: der Döner. |
Diese Dauerausstellung ist auch erst im November eröffnet
worden. Afghanistan rückt hier plötzlich ganz nah. Die bemalte hölzerne Fassade
eines Gästehauses, Teppiche und Kochkessel erzählen von traditioneller
Gastfreundschaft statt vom Krieg. Bunte Gewänder von Derwischen aus dem Iran
und Amulette gegen den bösen Blick belegen die religiöse Vielfalt innerhalb des
Islam. Wie verschieden mit dem Verhüllungsgebot für Frauen umgegangen wird,
machen verschiedenste kostbare Gesichtsschleier und ornamentale Fenstergitter sinnfällig.
Einen Dönerspieß aus Plastik, eigentlich gedacht als
Außenreklame für einen Schnellimbiss, gibt es auch sehen – aber nicht in den
„Welten der Muslime“, sondern eine Etage tiefer, wo endlich das Museum
europäischer Kulturen auffindbar ist.
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