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Dienstag, 6. März 2012

Katar statt Berlin: Die Chefin der Zentral- und Landesbibliothek geht in die Wüste

Dauerbaustelle Stadtbibliothek: Bald soll alles
besser werden, aber die Direktorin geht lieber
in die Wüste.
"Hier bewegt sich nix", erzählte neulich ein demotivierter Mitarbeiter der Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB). Seit der Berliner Senat der Generaldirektorin Claudia Lux einen Managementdirektor zur Seite gestellt habe, gebe es zwei Chefs an der Spitze, das funktioniere einfach nicht. In der Öffentlichkeit war von der seit 15 Jahren amtierenden Generaldirektorin zuletzt kaum noch etwas zu hören, obwohl doch die Landesbibliothek ins Zentrum der kulturpolitischen Debatte gerutscht ist: Der neue rot-schwarze Senat will einen lange überfälligen Neubau für geschätzte 200 Millionen Euro auf dem Tempelhofer Feld errichten und träumt von einer "Metropolenbibliothek", was immer das sein soll. Aber nicht mit der engagierten Bibliothekarin an der Spitze, die zwischenzeitlich als Vorsitzende des Weltverbandes der Bibliothekare amtierte!
Heute wurde bekannt, dass die weltgewandte Dame sich zum 1. April beurlauben lässt, um den Aufbau einer Zentralbibliothek in Katar zu managen. Ihr "Interims-Managementdirektor" Hans-Joachim Rieseberg übernimmt bis 1. Juli die Geschäfte in Berlin. Neuer Mangementdirektor und Stiftungsvorstand wird Volker Heller, bisher Abteilungsleiter für Kultur in der Senatskanzlei - also die Nummer Drei in der Hierarchie neben dem unsichtbaren Kultursenator Klaus Wowereit und dem allgegenwärtigen Kulturstaatssekretär André Schmitz. Diese Besetzung deutet darauf hin, dass die Senatsspitze das Projekt "Metropolenbibliothek" mit Hochdruck vorantreiben möchte. Nun sollen die Millionen fließen, die der alten Generaldirektorin immer fehlten, um die größte öffentliche Bibliothek in Deutschland auch nur innerhalb der Berliner Bildungslandschaft konkurrenzfähig zu machen. Dass Claudia Lux ausgerechnet in diesem hoffnungsvollen Moment kapituliert und den Arbeitsplatz Katar dem - ach so spannenden und weltläufigen! - Berlin vorzieht, entspricht wohl einfach dem politischen Willen des Senats.

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