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Freitag, 13. Januar 2012

Max Frischs "Berliner Journal" in der Akademie der Künste erstmalig ausgestellt

Als der Schriftsteller Max Frisch 1973 mit seiner Frau Marianne nach Berlin-Friedenau übersiedelt, begann er mit der Niederschrift eines bisher unveröffentlichten "Berliner Journals" mit Aufzeichnungen über die damals geteilte Stadt, Begegnungen mit Schriftstellerkollegen aus Ost und West, aber auch seine sich auflösende Ehe. Dieses ins Reine geschriebene Buch hat Frisch versiegelt, erst 20 Jahre nach seinem Tod durften es die Zürcher Nachlassverwalter lesen und darüber entscheiden, ob eine Veröffentlichung vertretbar sei. Aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen sei das nicht möglich gewesen, erklärte Peter von Matt, Präsident der Max-Frisch-Stiftung, heute bei einer Pressekonferenz in der Akademie der Künste. Doch habe man es für vertretbar gehalten, wenigstens 29 Blatt des mehrere hundert Seiten umfassenden Konvoluts erstmals in der Max-Frisch-Ausstellung zum 100. Geburtstag zu zeigen, die am Abend in der Akademie am Hanseatenweg eröffnet wird.
In den Auszügen schildert Max Frisch spannungsreiche Begegnungen mit Uwe Johnson, der ebenfalls in Friedenau lebte, sowie mit Christa und Gerhard Wolf oder Günter Kunert in Ost-Berlin. - Die Ausstellung "100 Jahre Max Frisch" wurde bereits im vergangenen Jahr im Zürcher Museum Strauhof präsentiert. Auf Dutzenden kleiner Bildschirme sind Interviewausschnitte mit Lesern Max Frischs zu sehen und zu hören, die auf Dokumente und Zitate des Autors hinführen. Im Vordergrund steht so - ungewöhnlich für eine Literaturausstellung - die Rezeption. Es gibt jedoch auch sehr aussagekräftige Dokumente aus der Werkstatt des Autors, wie die Korrekturfahne der ersten Seite seines Romans "Stiller": Frisch hat den berühmten ersten Satz ("Ich bin nicht Stiller!") erst in letzter Minute eingeklebt. Die Ausstellung verabreicht viele kleine Häppchen zu Leben und Werk, die indes so klug ausgewählt und angerichtet sind, dass einem der Appetit daran nicht so schnell vergeht: eine gelungene Hommage zum 100. Geburtstag. Weitere Infos über die Ausstellung
TIPP: In Friedenau wohnte Max Frisch nicht weit von Günter Grass und Uwe Johnson. Für Gruppen bieten wir auch literarische Stadtführungen in der Gegend durch. Mehr Infos

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