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Montag, 11. April 2011

Ästhetik der Atomindustrie

Es gibt nicht viele Filme über Atomkraftwerke. Auch deshalb übersteigt die Katastrophe von Fukushima unser Vorstellungsvermögen. Noch ehe die Laufzeitverlängerung die Atomkraft erneut zum Topthema machte, bemühte sich der Dokumentarfilmer Volker Sattel beharrlich um Drehgenehmigungen in Kraftwerken, Forschungs- und Lagerstätten der Atomindustrie. Im Cinemascope-Format tastet sich sein Film „Unter Kontrolle” durch eine hermetisch abgeschirmte Welt, bleibt konsequent an der sichtbaren Oberfläche und lässt die beruhigenden Aussagen der Beschäftigten unkommentiert für sich sprechen - was diese Welt nur noch unheimlicher macht. Denn alle Handelnden wirken winzig, schwach und fehlbar, also völlig deplatziert beim Herumwerkeln in riesigen Reaktorgehäusen oder an den unübersichtlichen Schaltpulten der Steuerungszentralen. Das Sichtbare verweist auf ein Kernproblem, das der Philosoph Günther Anders schon in den Anfangsjahren der Bundesrepublik auf den Begriff brachte; er sprach von der „Antiquiertheit des Menschen”.

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