Dies ist ein typisches Investorenbuch nach dem Motto: Tue Gutes und publiziere darüber! Ein in jeder Hinsicht opulenter Prachtband für ein Projekt, das es allerdings verdient hat, gefeiert zu werden. Die Bayerische Hausbau hat das Bikini-Haus am Zoo so vorbildlich zu einer Einkaufspassage mit gehobenem Niveau umbauen lassen und dabei so viel von der Eleganz der 50er-Jahre-Architektur wieder zum Vorschein gebracht hat, dass es wenig zu kritteln gibt. Umso mehr, als das Ensemble am südlichen Zoorand, zu dem auch der inzwischen denkmalgerecht aufpolierte Zoo-Palast und die Hochhausscheibe am Hardenbergplatz gehören, lange Zeit als Problemfall und Abrisskandidat galt. Ein klug sanierter und revitalisierter 50er-Jahre-Bau ist aber allemal so schick wie das meiste, was an heutiger Kommerzarchitektur in den Cities der großen Städten abgestellt wird. Dies ist die frohe Botschaft, die vom Bikini Berlin ausgeht. Das Buch bettet sie weit ausgreifend in die Historie des Standortes ein: Seit der Kaiserzeit entstand um die als Nationaldenkmal konzipierte Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ein städtisches Zentrum mit legendären Orten wie dem Romanischen Café, den Ausstellungshallen am Zoo (Sechstagerennen!), später Ufa-Palast am Zoo, mit Hans Poelzigs "Capitol"-Kino und dem Gloria-Palast. Das Ensemble war ein Wahrzeichen des modernen Berlin und als solches wurde es für West-Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg mit zeitgenössischer Architektur wieder aufgebaut. Anhand des Buches lässt sich nun im Detail nachvollziehen, wie die Geschichte in die Überlegungen für eine zukunftsfähige Nutzung des Bikini-Hauses und der Nachbargebäude einfloss, welche Interessen der Investor und die Denkmalpflege verfolgten und wie es zu tragfähigen Lösungen kam.
Peter Lemburg
Bikini Berlin und seine Story
Imhof Verlag
168 Seiten, 29,95 Euro
ISBN 978-3-7319-0031-3 29,95
Mehr Infos: http://www.imhof-verlag.de/bikini-berlin-und-seine-story.html
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