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Montag, 16. Juni 2014

Seelenaufschlitzer. Oskar Kokoschka in Wolfsburg

Von Elke Linda Buchholz - „Der Sessel, auf dem Karl Kraus für dieses Porträt gesessen, ist nach der letzten Sitzung auseinandergefallen“, pinselte Oskar Kokoschka am 7. Februar 1925 auf die Rückseite der Leinwand. Hatte der Wiener Satiriker und Schriftsteller während der Modellsitzungen so nervös herumgehampelt? Kokoschkas Bildnis räumt der ungelenk ausfahrenden Gestik fast die Hälfte des breiten Bildformats ein. Nicht nur die mit lila Pinselstrichen akzentuierte Gesichtslandschaft, sondern auch der Körper wird hier zur Bühne des Selbst.
Immer wieder ziehen in Kokoschkas Bildnissen die Hände die Aufmerksamkeit auf sich. Sie verkrampfen sich, spreizen die Finger, formen kryptische Zeichen und stehlen den Gesichtern gerade bei den frühen Arbeiten fast die Schau.
Das will etwas heißen. Denn auch in den Physiognomien ballte der junge Kokoschka angefeuert vom Erlebnis van Goghs eine immense Ausdrucksenergie. Ob das Resultat dem Dargestellten ähnelte, war dem Maler zweitrangig. Nicht jeder Auftraggeber konnte sich damit abfinden. Aber der Schriftsteller Walter Hasenclever meinte, er bemühe sich täglich, seinem Bildnis ähnlicher zu werden. Rund 55 Gemälde und 140 Papierarbeiten versammelt das Kunstmuseum Wolfsburg zu einer Kokoschka-Retrospektive... Weiterlesen auf tagesspiegel.de

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