Damit soll das Erscheinungsbild des ICC erhalten werden, so das Anliegen des Architekturbüros: „Der Entwurf schafft einen großen öffentlichen Raum an Stelle der beiden großen Konferenzsäle, den man flexibel als Studier-, Arbeits- und Aufenthaltsbereiche nutzen kann. Im Bereich des Parkhauses wird der Bestand entfernt und Magazinfläche neu angeordnet. Der Eingang wird nicht mehr über das nur fünf Meter hohe Eingangsgeschoss geführt, sondern man gelangt direkt vom Vorplatz über eine großzügige Freitreppe in das Obergeschoss, wo sich im Halleninneren die Leselandschaft der Zentralbibliothek befindet. Die Halle bleibt in ihrer markanten Form weitgehend erhalten. Die Fassade wird energetisch saniert und entsprechend der neuen Erfordernisse angepasst. Im Inneren werden die Säle und Einbauten entfernt und eine offene, terrassierte Leselandschaft in die flexible Tragstruktur eingefügt.“ Dies alles soll nicht mehr als die für einen Neubau auf dem Tempelhofer Feld veranschlagten 270 Millionen Euro kosten, allerdings plus 200 Millionen für die Sanierung des ICC - und außerdem braucht die Messe Berlin auch noch ein ähnlich kostspieliges neues Konferenzzentrum!
In der Landesbibibliothek ist man jedenfalls von diesen Plänen nicht begeistert: "Vor Erstellung diese Studie hat das Büro Engel keinerlei Rücksprache mit der ZLB gehalten – kurz gesagt, Herr Engel mag das ICC kennen, die ZLB kennt er nicht. Das Konzept- und Raumprogramm für die neue Bibliothek wurde vom Büro Engel nicht angefragt", erklärte die Pressesprecherin der ZLB. "Hinsichtlich der Investitionskosten – so wir es den Artikeln entnehmen können – scheint keinerlei Prüfung stattgefunden zu haben, ob dieser Vorschlag bautechnisch machbar ist und wirklich billiger wäre. Wenn das Gebäude für Messen nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben ist, wieso soll dann eine gemeinnützige Bibliothek diesen Ort wirtschaftlich betreiben können? Das Gebäude ist viel zu groß. Die Betriebskosten allein für Luft und Heizung und teilweise notwendige Klimatisierung sind für eine Bibliothek in dem Gebäude nicht beherrschbar. Alle Planungen der ZLB für ein neues Gebäude gehen von einer nachhaltigen Bewirtschaftung aus, das auch in vielen Jahren noch betriebswirtschaftlich sinnvoll zu betreiben ist.
Das ICC ist sicherlich ein architektonisches Highlight der Stadt. Der Standort allerdings ist für eine öffentliche Bibliothek, dem Ort von Bildung und Begegnung, vollkommen ungeeignet. Das städtebauliche Umfeld, eine Brache von Verkehrsinfrastruktur, ist für eine Bibliothek nicht geeignet und weder kind- noch jugendgerecht. Der Raum „Bibliothek“ stellt heute einen innovativen Schmelztiegel dar, wo Menschen und Ideen aufeinander treffen. Deshalb muss auch das Umfeld einen Charakter haben, in dem sich Menschen gern aufhalten. Eine ZLB im ICC hätte erheblich weniger Besucher als am geplanten Standort Tempelhof.
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