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Donnerstag, 27. Dezember 2012

Hindernisse mit Fantasie wegräumen

Künstler: unbekannt.
Foto: Elke Linda Buchholz
In diesem Sinne wünschen wir allen Lesern ein kreatives neues Jahr! Das passende Fotomotiv haben wir 2012 in Paris entdeckt.

Sonntag, 16. Dezember 2012

Büchermachen vor 200 Jahren - eine Adventsgeschichte

Erstausgabe der Kinder- und Hausmärchen
der Brüder Grimm, 1812
Weihnachten sollte das Buch fertig sein. Das hatte der Berliner Verleger hoch und heilig versprochen. Aber Anfang Dezember waren noch immer nicht alle Bogen gedruckt. Texte fehlten, an eine Auslieferung des Buches rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft war nicht mehr zu denken. Telefon oder E-Mails gab es nicht, zwischen Berlin und Kassel brauchten Postsendungen einige Tage. Also entschloss sich Georg Andreas Reimer, das Buch ohne Zutun seiner hessischen Herausgeber zu Ende zu drucken und die letzten Korrekturen selber zu lesen. Wenigstens einige Bücher sollten an Weihnachten bei Freunden und Bekannten auf dem Gabentisch liegen, versprochen war versprochen! Wie die Adventsgeschichte um den Erstdruck der Grimmschen Märchen vor 200 Jahren weitergeht, lesen Sie im Tagesspiegel von heute. 

Dienstag, 11. Dezember 2012

Merzbau statt Pantheon: Der neue Lesesaal der Staatsbibliothek Unter den Linden


Der alte Lesesaal
(1914-1944)
Der Kuppellesesaal der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin war ein magischer Ort zwischen den Weltkriegen. „Brennpunkt der Ellipse, die mich hier bannt“, schrieb 1928 Walter Benjamin, einer der Stammkunden, der die Bibliothekare mit ellenlangen Listen fehlender Bücher auf Trab brachte. „Staatsbibliothek, Kaschemme / Resultatverließ, / Satzbordell, Maremme,/ Fieberparadies“, delirierte Gottfried Benn in einem Gedicht und rühmte das „wunderbare Flackern von einem Buch zum andern“.
Das Pantheon der Leser besaß eine größere Kuppel als der Berliner Dom, darunter waren die Leseplätze in Kreisen um eine leere Mitte angeordnet, jeder durch eine Glasschirmlampe bezeichnet. Denn durch die Rosettenfenster strömte nur dämmriges Licht ins Herzstück des neobarocken Bücherpalastes, mit dem Hofbaumeister Ernst von Ihne in zehnjähriger Bauzeit ein ganzes Straßenkarree an der preußischen Siegesallee füllte. 170 Meter lang, 107 Meter breit: Als der alte Lesesaal in Anwesenheit des Kaisers am 22. März 1914 eingeweiht wurde, war das Berliner Bibliotheksgebäude das größte der Welt.

Der neue Lesesaal
(2012)
Durch eine Luftmine im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, stand der Lesesaal noch bis 1975 als Ruine da. Nach dem Totalabriss was Platz für vier Magazintürme, mit denen die Bibliothekare jedoch nie richtig froh wurden. Sie mussten einem neuen Lesesaal des Stuttgarter Architekten HG Merz weichen, der gestern übergeben wurde und ab März 2013 mit Büchern bestückt und für das Publikum geöffnet sein soll.
Dauerbaustelle aber bleibt die Stabi noch länger, weil jetzt erst der Hauptflügel Unter den Linden instandgesetzt wird. So ist es noch nicht möglich, die imposante Raumfolge von der Allee durch den Brunnenhof und das Vestibül hinauf in den neuen Lesesaal abzuschreiten. Durch einen Hintereingang am schon sorgfältig  sanierten Nordflügel gelangen die Leser in ein grusliges Provisorium. Dort wo in ein paar Jahren ein Bibliotheksmuseum kostbarste Bücher und Handschriften präsentieren soll, sind vorerst Katalogrechercheplätze, Garderobe und Besucherschleusen in limonengrün gestrichenen Räumen untergebracht. Die Mitarbeiter, die hier Dienst tun sollen, haben schon gegen die Verbannung in diese giftgrüne Vorhölle protestiert. Die List des Architekten ist klar: Keinen Tag länger als nötig soll dieses Provisorium dauern. Freundlich gegenüber Mitarbeitern und Benutzern ist das aber nicht.

Montag, 10. Dezember 2012

Fotos vom neuen Lesesaal der Staatsbibliothek Unter den Linden

Der neue zentrale Lesesaal mit transparenter
Überdachung vor der Übergabe.
Der neue Lesesaal der Staatsbibliothek Unter den Linden wurde heute an die Bibliothekare übergeben, ab März soll er für die Leser zur Verfügung stehen. Ein Bericht folgt morgen, hier bereits erste Fotos vom Neubau, den der Architekt HG Merz in den historischen Bibliothekskomplex eingebaut hat.

Hinweis: Am Samstag, dem 15. 12. 2012 von 11 bis 18 Uhr findet einmalig ein Tag der offenen Tür in dem Gebäude statt. Danach bleibt es bis März geschlossen! Eingang an der Dorotheenstraße 27.

Freitag, 7. Dezember 2012

Im Licht von Amarna - 100 Jahre Fund der Nofretete - verlängert bis 4. August 2013!


Von Elke Linda Buchholz - Der 6. Dezember 1912 war ein "Duseltag" für den Archäologen Ludwig Borchardt, wie er in sein Grabungstagebuch notiert. Das Stück, das er an diesem Tag aus dem Wüstensand barg, war so ungewöhnlich, dass dem sonst so sachlichen Wissenschaftler die Worte fehlten: "Beschreiben nützt nichts, ansehen", kritzelte er neben eine Handskizze der Büste. Dass an dieser Stelle mit spannenden Funden zu rechnen war, hatte das Archäologenteam bereits vermutet. Unvollendete Skulpturen deuteten darauf, dass sich hier eine Bildhauerwerkstatt befunden haben musste. In einer ehemaligen Abfallgrube stieß man auf eine zerbrochene Pferdescheuklappe aus Elfenbein und entzifferte darauf den eingeritzten Namen des Künstlers: Thutmosis. Er gilt als Schöpfer der Nofretete.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Kulturpolitik: Bettensteuer für die freie Szene?

Freie Kulturszene in Berlin:
Nachtleben vor den Sophiensälen
Die Idee ist uralt: Schon seit 1507 verlangt Baden-Baden von seinen Gästen eine Kurtaxe. Überall auf der Welt werden Touristen zur Kasse gebeten, um besonderen Service wie saubere Strandtoiletten, sichere Wanderwege oder Kurkonzerte zu finanzieren. Bald soll auch in Berlin eine "City-Tax" eingeführt werden. In der STUTTGARTER ZEITUNG gibt Michael Bienert heute einen Überblick über die Diskussion in Berlin und die Schwierigkeiten mit einer Kulturförderabgabe in anderen Städten.

Montag, 3. Dezember 2012

Mädchenhandel, damals

Das Foto zeigt Paula Waisman, fotografiert 1925 von der Polizei in Danzig. Kurz nach ihrer Hochzeit in Warschau brannte sie mit einem älteren Geschäftsmann durch, nicht ahnend, dass ihr Liebhaber ein Menschenhändler war. Er hatte bereits einen gefälschten Pass für die junge Frau besorgt und ein Visum nach Mexiko eintragen lassen, als die Polizei ihn schnappte. Im Centrum Judaicum erzählt eine exzellent inszenierte Ausstellung die Geschichte jüdischer Frauen, die im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in die Prostitution getrieben wurden und weitab von ihrer Heimat als Sexsklavinnen arbeiten mussten. Oft führte ihr Weg von Osteuropa nach Amerika, wo schon im 19. Jahrhundert eine große Nachfrage nach Frauen für die weißen Siedler im Wilden Westen bestand. Der Ausstellungstitel "Der gelbe Schein" bezieht sich auf ein Ausweispapier von Prostituierten im zaristischen Russland, gegen das auch jüdische Frauen ihre Personalpapiere eintauschten, die nicht in diesem Beruf arbeiteten: Für sie war es fast der einzige Weg, die für Juden reservierten Ghettos und Ansiedlungsrayons zu verlassen und in Städten wie Moskau oder St. Petersburg ihr Glück zu versuchen. Weitere Informationen zur Ausstellung

Blick in die Ausstellung Der gelbe Schein