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Mittwoch, 21. Januar 2015

Chamisso-Preisträger 2015

Sherko Fatah. Foto: Yves Noir
Sherko Fatah erhält den mit 15.000 Euro dotierten Adelbert-von-Chamisso-Preis 2015 für sein bisheriges Gesamtwerk, insbesondere für seinen jüngsten Roman „Der letzte Ort“ (Luchterhand 2014), in dem er von der Entführung eines Deutschen und seines arabischen Übersetzers im Irak erzählt. Darin habe Sherko Fatah „der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ein neues und hochaktuelles Themenfeld erschlossen“, erklärt die Jury. Die diesjährigen Förderpreise in Höhe von jeweils 7.000 Euro erhalten Olga Grjasnowa für ihren zweiten Roman „Die juristische Unschärfe einer Ehe“ (Hanser 2014) sowie Martin Kordić für seinen Debütroman „Wie ich mir das Glück vorstelle“ (ebd. 2014). Mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ehrt die Robert Bosch Stiftung herausragende auf Deutsch schreibende Autoren, deren Werk von einem Kulturwechsel geprägt ist. Die Preisträger verbindet zudem ein außergewöhnlicher, die deutsche Literatur bereichernder Umgang mit Sprache. Damit ist der Preis der einzige seiner Art in Deutschland. 2015 wird er zum 31. Mal verliehen.
Die Preisverleihung findet am 5. März 2015 in der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz statt. Am 6. März 2015 lesen die Preisträger im Literaturhaus München aus ihren Werken.
Sherko Fatah wurde 1964 in Ost-Berlin als Sohn eines irakischen Kurden und einer Deutschen geboren. Er wuchs in der DDR auf, 1975 siedelte er mit seiner Familie nach West-Berlin über. Dort studierte er Philosophie und Kunstgeschichte. Sein erzählerisches Werk wurde mehrfach ausgezeichnet. Den Adelbert-von-Chamisso-Preis 2015 erhält Sherko Fatah für sein bisheriges Gesamtwerk, insbesondere für seinen jüngsten Roman „Der letzte Ort“. „Seine Bücher bereichern das interkulturelle literarische Schreiben durch ihre schonungslose Darstellung von Krieg und Terror“, heißt es in der Begründung der Jury. „Im Zentrum dieser intensiven Sprachkunstwerke stehen dabei stets das differenzierte Innenleben der Unmenschliches erleidenden Opfer und ihre niemals auszulöschende Hoffnung auf eine friedliche und humane Welt.“
Olga Grjasnowa, geboren 1984 in Baku, Aserbaidschan, wuchs im Kaukasus auf. Längere Aufenthalte in Polen, Russland und Israel folgten. Sie ist Absolventin des Deutschen Literaturinstituts Leipzig. Derzeit studiert sie Tanzwissenschaften an der FU Berlin. 2011 erhielt sie das Grenzgänger-Stipendium der Robert Bosch Stiftung für die Recherche zu ihrem ersten Roman „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ (2012). Auf ihr Debüt folgte 2014 der Roman „Die juristische Unschärfe einer Ehe“. Dazu die Jury: „In ihren Romanen formuliert Olga Grjasnowa eine unbedingt zeitgemäße Absage an starre Klischees von nationaler, sozialer und sexueller Identität. Ihre Figuren sind ganz selbstverständlich transkulturell agierende Nomaden des 21. Jahrhunderts. Manchmal traurig und verzweifelt, niemals jedoch wehleidig sind sie auf der Suche nach der ihnen angemessenen Form von Glück. Der lakonisch-coole Ton der Romane ist von hinreißender und vollkommen eigenständiger Faszinationskraft.“
Martin Kordić, 1983 in Celle geboren, arbeitet als Lektor in Köln. Er studierte am Institut für Literarisches Schreiben der Universität Hildesheim und an der Universität Zagreb. Über seinen Debütroman „Wie ich mir das Glück vorstelle“ urteilt die Jury: „In schnell wechselnden Fragmenten erzählt Martin Kordić – mal aus der Perspektive des seit seiner Geburt stark behinderten bosnischen Jungen Viktor, mal in der dritten Person – die Schmerzensgeschichte eines Kindes, das nie etwas anderes kennengelernt hat als die unendliche Grausamkeit des Krieges. Viktors vermeintlich naive, bisweilen märchenhafte Sprache steht in krassem Gegensatz zu den oft extrem inhumanen Geschehnissen, von denen er berichtet. Diese behutsame poetische Sprache macht die literarische Besonderheit des Romans aus.“ (Quelle: Robert-Bosch-Stiftung)

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