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Donnerstag, 15. Mai 2014

Im Theater (53): "Der Russe ist einer, der Birken liebt" am Maxim-Gorki-Theater

Mascha kriegt ihr Leben einfach nicht in den Griff. Als jüdischer Kontingentflüchtling ist sie aus Aserbaidschan nach Deutschland gekommen, hat dort als Kind Kriegsgräuel erlebt, über die sie mit ihrem deutschen Freund Elias lieber nicht spricht.
Erst als dieser einen Sportunfall hat und die Beziehung völlig aus dem Gleis gerät, weil Mascha mit einem anderen Freund ins Bett geht, während Elias im Krankenhaus liegt, rückt sie mit ihren traumatischen Erinnerungen heraus. Trotz dieses Vertrauensbeweises kommt es zum Streit. Wenig später ist Elias tot - und Mascha fühlt sich schuldig.
Am Maxim-Gorki-Theater hat Yael Tonen eine äußerst unterhaltsame und kluge Bearbeitung von Olga Grjasnowas Roman Der Russe ist einer, der Birken liebt inszeniert. Eine riesige gefällte Birke (Bühne von Magda Willi) schiebt sich vom Proszenium in den schwarzen Bühnenkasten, dient als Laufsteg, Stuhl, Krankenbett und sonstiges Allround-Requisit für die sieben Schauspieler. Anastasia Gubareva ist die von Sinnlichkeit, Leidenschaft und Lebenshunger getriebene Mascha zwischen zwei Männern: Knut Berger verkörpert den sportlichen, starken, ins sich ruhenden deutschen Freund zum Anlehnen, Thomas Wodianka den gut aussehenden Verführer Sami mit arabisch-palästinenischem Migrationshintergrund. Dann gibt es da noch den schwulen Freund Cem (Dimitrij Schad), der zugleich Mitspieler in Maschas Drama ist, Bühnenmusiker mit Gitarre, humorvoller Ansager und singender Kommentator der Ereignisse. Mehmet Atesci und Orit Nahmias spielen weitere Nebenfiguren nichtdeutscher Herkunft, Tim Porath setzt einen harten Gegenakzent als nazistischer Vater von Elias. Das Aufeinanderprallen der Figuren mit unterschiedlichem kulturellem Background produziert Reibungen und komische Verwicklungen in Serie, doch wirkt dieses "postmigrantische" Theater kein bisschen belehrend oder klischeehaft. Denn der Multikulti-Mix ist ganz selbstverständlich die Basis der Figuren und ihrer Geschichten, der unhintergehbare Ausgangspunkt ihrer Suche nach einem Platz in der Welt, nach Zuneigung und Erfüllung.
Es ist eine Freude, diesem jungen Ensemble, das über den reichen Erfahrungshintergrund vieler Kulturen verfügt, beim sorgfältigen Erzählen von Geschichten zuzusehen, die Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft etwas zu sagen haben. Spielplaninformationen unter www.gorki.de

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