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Freitag, 25. November 2011

Neue Karten für virtuelle Räume

"The conventional map is useless", tönt es uns von Plakaten entgegen, was uns natürlich aufschreckt, da wir Karten-Liebhaber sind und von Zeit und Zeit an Orientierungsplänen für Berlin arbeiten, insbesondere an Stadtkarten zur Berliner Literatur- und Kulturgeschichte. Aber man sieht es ja überall, statt mit gedruckten Karten und Reiseführern sind immer mehr Leute mit mobilen Navigationssystemen in der Stadt unterwegs. Das Haus der Kulturen der Welt zeigt nun eine Ausstellung samt umfangreichem Begleitprogramm zur Tracing Mobility: Cartography And Migration In Networked Spaces, kuratiert von der Medienagentur Trampoline. Mit mehreren Arbeiten ist der britische Künstler Simon Faithfull vertreten: Die Zeichnungen, die er auf seinen Reisen auf seinem Smartphone anfertigt, verschickt er umgehend mit Ortsmarkierung an seine Fans, früher per E-Mail, inzwischen mit Hilfe einer iPhone App - so entsteht ein "expanding Atlas of Subjectivity". Das Künstlerduo Sophia New und Daniel Belasco Rogers (alias plan b) speichert seine sämtlichen GPS-Bewegungsdaten und zeichnet während der Ausstellungsdauer von Hand zwei subjektive Berlin-Karten aufs Basis dieses Materials (Foto). Gordon Savivic hat sich eine Art Korsett gebaut, das die elektromagnetischen Wellen der zahlreichen WLAN-Netze bei Gang durch die Stadt auffängt und körperlich fühlbar macht. Aram Bartholl überträgt einen virtuellen Raum aus dem Computerspiel Counter Strike, in dem sich täglich viele Leute herumtreiben, in ein 3-D-Modell zum Anfassen. Würde man diese virtuelle Architektur im Maßstab 1:1 bauen, hätte sie ein Ausmaß von ca. 115 mal 110 Metern. Ortsbezogene private Videos und Texte, die im Netz auftauchen, archiviert die Kandadierin Michelle Teran: Für die Ausstellung hat sie einen großen Tisch mit den Umrissen von Berlin-Mitte bauen lassen, auf dem sich solche Fundstücke stapeln, zum Betrachten und Schmökern einladen wie ein anonymer Berlin-Roman. Die Ausstellung mit Arbeiten von 16 Künstlern bietet viele interessante Hinweise darauf, was sich im virtuellen Raum gerade so tut, eines allerdings bietet sie nicht: Orientierung. Bis 12. Dezember, hier gehts zum Programm.

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