„Von der Maas bis an die Memel“ reichte das deutsche Siedlungsgebiet im 19. Jahrhundert, doch nach zwei Weltkriegen ist der Vers aus dem „Lied der Deutschen“ verpönt. Wo genau liegt überhaupt die Memel? Der Publizist Uwe Rada ist dem 937 Kilometer langen Flusslauf von der Ostsee bis zur Quelle im heutigen Weißrussland gefolgt. Die Memel fließt heute durch Litauen und die russische Exklave um Kaliningrad, so wie früher durch Polen und Ostpreußen. Ein rein deutscher Strom war sie nie, sowenig wie der Rhein. Der polnische Nationaldichter Adam Mickiewicz, das Rockidol Czeslaw Niemen und der deutsche Dichter Johannes Bobrowski haben das Memelland besungen. Rada erzählt mit flüssiger Leichtigkeit die verworrene Geschichte einer europäischen Kulturregion, die hinter dem Eisernen Vorhang vergessen wurde. Letzte Woche stellte er sein Buch im Auswärtigen Amt vor. Allerdings hatte ihn nicht das Ministerium eingeladen, sondern der rührige Betreiber der Buchhandlung im Foyer. Uwe Rada: Die Memel. Kulturgeschichte eines europäischen Stroms. Siedler Verlag 2010, 368 Seiten, 19,95 Euro.
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