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Freitag, 10. Dezember 2010

Ein Preis für Franz Hessel

Wer hätte gedacht, dass dem zartsinnigen, von wenigen gelesenen Schriftsteller Franz Hessel noch einmal eine staatstragende Rolle zufallen würde, fast 70 Jahre nach seinem Tod als armer jüdischer Emigrant im südfranzösischen Sanary-sur-Mer? Heute wollen der deutsche und französische Kulturminister in Freiburg erstmals den Franz-Hessel-Preis verleihen, den sich auch künftig jährlich zwei Autoren aus beiden Ländern teilen sollen. Dafür hätte man wahrlich keinen besseren Namensgeber finden können als den Übersetzer von Stendhal, Balzac und Proust, als den in Stettin geborenen Vater des französischen Widerstandskämpfers und Diplomaten Stéphane Hessel. Seit Truffauts Film Jules und Jim ist die Dreiecksbeziehung zwischen Franz Hessel, seiner Frau Helen und dem französischen Schriftsteller Henri-Pierre Roché weltbekannt. Den Deutschen wollte Hessel französisches Laissez-faire nahe bringen, nach dem Motto: „Genieße froh, was du nicht hast“. Als elementare Entspannungsübung empfahl er das Flanieren nach Pariser Vorbild. Heute ist die deutsch-französische Annäherung so weit entwickelt, dass Hessels Stoßseufzer auf Paris so gut passt wie auf Berlin: „Hierzulande muss man müssen, sonst darf man nicht. Hier geht man nicht wo, sondern wohin. Es ist nicht leicht für unsereinen.“ - Einen längeren Aufsatz von Michael Bienert über Franz Hessel aus dem abgebildeten Buch finden Sie hier.

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