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Freitag, 24. Dezember 2010
Hip Hop Heiligabend
Mittwoch, 22. Dezember 2010
Unheimliche Wirklichkeiten in Baden-Baden
Die täuschend lebensechten Hausfrauen, Anstreicher und Wachmänner des Bildhauers Duane Hanson gehören in den Museen der Welt zu den Publikumslieblingen – so wie seine „Putzfrau“ in der Stuttgarter Staatsgalerie. Rund dreißig dieser Fiberglasmenschen treffen jetzt in Baden-Baden auf die unheimlich realen Fotoinszenierungen von Gregory Crewdson. Beide Künstler nehmen die US-amerikanische Alltagsrealität in den Blick und führen uns in die Grauzone zwischen Wirklichkeit und Illusion. Elke Linda Buchholz hat den Audioguide zur Ausstellung geschrieben und stellt sie im Kulturfinder vor.
Im Theater (15): Krieg ernährt die Familie
Dienstag, 21. Dezember 2010
Paris-Bücher
Was darf in den Koffer, was nicht? Trotz strenger Auswahl: Die gesamte Reisebibliothek war diesmal aufgestapelt zwanzig Zentimeter hoch, wog dreieinhalb Kilo und umfasste elf Bände, darunter einen handlichen Stadtplan mit Spiralbindung. Elke Linda Buchholz war in Paris und hat Reiseführer und andere Paris-Bücher auf ihre Brauchbarkeit getestet. Im aktuellen literaturblatt lesen Sie ihren Erfahrungsbericht.
Mittwoch, 15. Dezember 2010
Die Farbe funkelt
Dienstag, 14. Dezember 2010
Gefahrenabwehr
Auf der grauen Spree treiben Eisschollen. Ein scharfer Wind streicht über die Kronprinzenbrücke neben dem Bundestagskindergarten. Der Spreeübergang im Regierungsviertel ist ein kritischer Punkt, alle paar Meter steht ein Polizist am Brückengeländer und kämpft bibbernd gegen der Kälteterror. Die Beamten warten auf einen Konvoi schwarzer Limousinen mit Halbmond- und Deutschlandwimpeln, der vom Kanzleramt kommen soll. Um die Zeit zu verkürzen, wirft einer der Polizisten mit Schneebällen nach seinen Kollegen auf der anderen Brückenseite. Schneebälle statt Maschinenpistolen: So stellt sich außerhalb Berlins sicher niemand die Gefahrenabwehr vor. Sicher, die Gehwege um den Reichstag sind weiträumig mit Gittern abgesperrt, das ist lästig. An einem Durchlass für Bundestagsmitarbeiter sitzen die Polizisten windgeschützt in einem Kleinbus und beantworten den ganzen Tag geduldig die Fragen der Touristen. Hinter dem rot-weißen Absperrgitter steht ein lustiger Schneemann mit olivgrüner Strickmütze in der Kälte und bewacht das Parlament: Terroristen, zieht Euch warm an!
Montag, 13. Dezember 2010
Im Theater (14): Nuttenrepublik
Nun also die Sexarbeiterinnen. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, wann Volker Lösch und sein Team auf ihren Streifzügen durch die sozialen Milieus auf dem Strich, in den Bordellen und Massagesalons fündig werden würden. Das ging etwas schneller als geplant, weil es nicht möglich war, genügend Freiwillige aus der Finanzwirtschaft für eine vorweihnachtliche Aufführung von Georg Kaisers „Von morgens bis mitternachts“ zu rekrutieren. Statt dessen nun ein Verschnitt von Wedekinds „Lulu“-Tragödie mit „Texten von Berliner Sexarbeiterinnen“, die aus Interviews komponiert wurden. „Muschis aller Länder, vereinigt Euch!“ skandiert der furiose Prostituiertenchor ganz zum Schluss ins amüsierte Publikum: „Steht auf für ein befriedigtes Deutschland, für ein befriedigtes Europa, für eine befriedigte Welt!“ - Die gesamte Theaterkritik lesen Sie hier.
Freitag, 10. Dezember 2010
Ein Preis für Franz Hessel
Wer hätte gedacht, dass dem zartsinnigen, von wenigen gelesenen Schriftsteller Franz Hessel noch einmal eine staatstragende Rolle zufallen würde, fast 70 Jahre nach seinem Tod als armer jüdischer Emigrant im südfranzösischen Sanary-sur-Mer? Heute wollen der deutsche und französische Kulturminister in Freiburg erstmals den Franz-Hessel-Preis verleihen, den sich auch künftig jährlich zwei Autoren aus beiden Ländern teilen sollen. Dafür hätte man wahrlich keinen besseren Namensgeber finden können als den Übersetzer von Stendhal, Balzac und Proust, als den in Stettin geborenen Vater des französischen Widerstandskämpfers und Diplomaten Stéphane Hessel. Seit Truffauts Film Jules und Jim ist die Dreiecksbeziehung zwischen Franz Hessel, seiner Frau Helen und dem französischen Schriftsteller Henri-Pierre Roché weltbekannt. Den Deutschen wollte Hessel französisches Laissez-faire nahe bringen, nach dem Motto: „Genieße froh, was du nicht hast“. Als elementare Entspannungsübung empfahl er das Flanieren nach Pariser Vorbild. Heute ist die deutsch-französische Annäherung so weit entwickelt, dass Hessels Stoßseufzer auf Paris so gut passt wie auf Berlin: „Hierzulande muss man müssen, sonst darf man nicht. Hier geht man nicht wo, sondern wohin. Es ist nicht leicht für unsereinen.“ - Einen längeren Aufsatz von Michael Bienert über Franz Hessel aus dem abgebildeten Buch finden Sie hier.Wahrnehmungsschnipsel und Bilderrauschen
Mittwoch, 8. Dezember 2010
Das teuerste Buch der Welt
Gestern wurde vom Auktionshaus Sotheby in London ein Exemplar des wohl teuersten Buches der Welt für umgerechnet 8,6 Mio. € versteigert: The Birds of America; from Original Drawings von John James Audubon (1785–1851). Von 1827 bis 1838 porträtierte und dokumentierte Audubon in bestechender Detailgenauigkeit die amerikanische Vogelwelt. In einem aufwändigen und teuren Verfahren wurden seine Zeichnungen in Schottland im doppelten Folioformat auf 435 Tafeln gedruckt und zu 87 Lieferungen zusammengefasst. Die Lieferungen 1 bis 14 mit 70 Tafeln sind auch im Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin. Aus diesem besonderen Schatz der Bibliothek stellte der DuMont Verlag einen Wandkalender für 2011 zusammen, der im Buchhandel und am Verkaufsstand der Staatsbibliothek, Haus Potsdamer Straße 33, erhältlich ist (22,95 Euro). Audubon zeichnete in einer für seine Zeit ganz neuen und ungewöhnlichen Art: Seine Aquarelle zeigen jede Vogelart detailgetreu in Lebensgröße, er stellte ihre typischen Gefieder- und Körpermerkmale in Bewegung und in Gruppen oder Familien dar und zeigte dabei die charakteristischen Landschaften und Pflanzen, auf den sich die Tiere oft aufhalten. Auffallend ist die Zartheit der Kolorierungen, die sowohl die originalen Aquarelle als auch die gedruckten Bilder auszeichnet.
Hofnarren des Sozialismus auf Burg Beeskow
Ein Narr im Schellenkostüm erzählt Kindern eine Geschichte: Dieses scheinbar harmlose Gemälde (Ausschnitt auf dem Katalogumschlag rechts) von Andreas Schmidt lässt sich als Gleichnis auf die Rolle der Kunst in der DDR lesen – zugleich als Allegorie der gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnisse im Land. Zu sehen ist das Werk in der Ausstellung BilderBühnen auf Burg Beeskow, unter den 25 Großformaten findet sich auch ein interessantes Frühwerk des Malerstars Neo Rauch. Die Besprechung der Ausstellung von Elke Linda Buchholz lesen Sie im Tagesspiegel.
Dienstag, 7. Dezember 2010
Kanzlerkarte
Eine Weile hieß das Ecklokal im Berliner Regierungsviertel Café Mierscheid, benannt nach Jakob Maria Mierscheid, der seit 30 Jahren als Phantom durch den Bundestag geistert. Der erfundene SPD-Abgeordnete, Jahrgang 1933, hat sich in dieser Legislaturperiode noch nicht wieder mit skurrilen Initiativen zu Wort gemeldet, es erschienen lediglich ein paar Geburtstagsartikel am 1. März. Dem Ecklokal hat der berühmte Name kein Glück gebracht, es nennt sich längst Kanzler-Eck. Auf der Speisekarte stehen Gerichte wie Konrad Adenauer, das ist Sauerbraten mit zweierlei Kohlrabi, oder die Ochsenbrust Ludwig Ehrhard. Zu Ehren von Willy Brandt und Helmut Schmidt kommt Fisch auf den Teller, unter dem Namen Helmut Kohl, was sonst, Pfälzer Saumagen. Das teuerste der Gerichte auf der Kanzlerkarte, ein Kalbsschnitzel, heißt nach dem Brioni-Liebhaber Gerhard Schröder. Und Angela Merkel? Sie ist Namensgeberin für eine Rinderroulade mit Petersilienkartoffeln. Nicht sehr charmant, Herr Wirt! Oder steckt da der SPD-Altvordere Mierscheid dahinter? (29. November 2010) - Weitere Kolumnen aus der Kulturrepublik-Kolumne finden Sie hier.