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Montag, 1. November 2010

Im Theater (12): Im Dickicht der Städte

Die Staubschicht auf dem Berliner Ensemble wird immer dicker. Nun darf dort auch Katharina Thalbach inszenieren, die 1969 blutjung als Hure Betty in der "Dreigroschenoper" am Berliner Ensemble debütierte. Brechts Witwe Helene Weigels erkannte damals das Talent des Eigengewächses: Sowohl die Mutter Sabine Thalbach als auch der Vater Benno Besson arbeiteten zu Brechts Zeiten am Haus. Es ist eine hübsche Fußnote der Theatergeschichte, dass Thalbach nun vom amtierenden Intendanten Claus Peymann den Auftrag erhielt, Brechts Frühwerk "Im Dickicht der Städte" zur Aufführung zu bringen. Der knallbunte Abend mit allerlei putzigen V-Effekten (Leuchtschriftbänder über der Bühne, horizontal zerschnittenen Brechtgardinen als Projektionsfläche für Videobilder, sowie Latexmasken für die Schauspieler, die ein Laufband auf die Bühne befördert) sollte wohl eine leichte und witzige Hommage an das Brecht-Theater werden. Gustav Peter Wöhler als Shlink und Sabin Tambrea als Garga geben sich redlich Mühe, den "Kampf zweier Männer in der Riesenstadt Chicago" auszufechten. Doch der Abend ermüdet alsbald, weil völlig unklar bleibt, wozu das ganze Spektakel heutzutage gut sein soll - außer zur Beglückung von Touristen, die am Berliner Ensemble Brecht sehen wollen, inszeniert von einer namhaften Regisseurin, die das Brecht-Theater buchstäblich mit der Muttermilch aufgesogen hat.

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