Zehn Millionen Euro hat der Bundestag vor zwei Jahren für ein Einheits- und Freiheitsdenkmal in Berlin bewilligt. Wofür sie ausgegeben werden sollen, ist auch nach dem zweiten Gestaltungswettbewerb unklar. Eine Jury kürte am 3. Oktober drei gleichrangige Siegerentwürfe aus 28 Arbeiten eines beschränkten Wettbewerbs, für den sich 386 Bewerber angemeldet hatten. Vorangegangen war 2009 der Abbruch eines ersten offenen Ideenwettbewerbs mit 533 Teilnehmern. Als Konsequenz aus dem Fiasko wurde die Aufgabe beim zweiten Anlauf vereinfacht: Statt 200 Jahren Einheitsstreben sollten die Künstler nur noch die friedliche Revolution von 1989/90 in die Form eines Nationaldenkmals bringen.
Der Karlsruher Bildhauer Stephan Balkenhol schlägt einen demütig knieenden Mann im weißen Hemd vor, etwa fünf Meter hoch: Jogi Löw, nachdem er seinen ersten Titel als Nationaltrainer geholt hat. Der Münchner Architekt Andreas Meck will einen flachen Pavillon mit Revolutionsschlagwörter auf dem halb transparenten Dach bauen. Originell und waghalsig wirkt allein die Idee des Stuttgarter Büros Milla und Partner, eine mächtige Metallschale aufzustellen, die sich unter dem Gewicht der darauf steigenden Besucher neigen soll. Motto: „Bürger in Bewegung“. Auch die Berliner Choreografin Sasha Waltz war am Entwurfsprozess beteiligt. Das interaktive Riesenspielzeug hätte wohl die meisten Chancen, eine Besucherattraktion zu werden. Doch nach Auskunft des Juryvorsitzenden Arno Sighardt Schmidt blieben offene Fragen in puncto Sicherheit, Betriebskosten und Statik. Es müsse erst geklärt werden, ob der denkmalgeschützte Sockel des einstigen Kaiser-Wilhelm-Reiterstandbildes an der Spree die kühne Konstruktion überhaupt tragen kann.
Der Bundestag war schlecht beraten, als er sich auf diesen Ort für eine Freiheits- und Einheitsdenkmal festlegte. Die Wettbewerbsteilnehmer quälten sich vor allem damit ab, ihre Ideen in ein Verhältnis zum Unterbau aus der Kaiserzeit und der Schlossfassade zu bringen, die nebenan wieder aufgebaut werden soll. Das Nationaldenkmal des demokratischen Deutschland soll sich in den vorgegebenen Rahmen einer monarchischen Denkmalsetzung einfügen – eine schon im Ansatz verfehlte Aufgabenstellung. Der Stuttgarter Entwurf einer monumentalen Bundeswippe, auf der Bürger ihr Gewicht spüren, löst dieses Problem spielerisch und selbstbewusst auf.
Alle 28 Wettbewerbsentwürfe sind bis 31. 10. im Berliner Martin-Gropius-Bau ausgestellt. Hier finden Sie Bilder der Wettbewerbsentwürfe. - Warum das Freiheitsdenkmal besser nicht auf dem Kaiser-Wilhelm-Sockel stehen sollte, erläutern wir hier.
Wie wäre es mit einer Darstellung einer solidarischen Umarmung einer Schale Sojanka mit einem Dönerkebap an der Elbe bei Torgau?
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