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Donnerstag, 28. Oktober 2010
Phantomschmerz in Mitte
Mit der Ausstellung Berlins vergessene Mitte hat das Stadtmuseum einen Nerv getroffen. Sie weckt den Phantomschmerz einer Metropole, die ihre vormodernen, bis ins Mittelalter zurück reichenden Wurzeln zum Verschwinden gebracht hat. Die historischen Fotos der Ausstellung zeigen ein versunkenes Berlin, das nicht so sehr durch den Bombenhagel verloren ging, sondern vorher und nachher planmäßig beseitigt wurde, um Platz für moderne Stadtkonzeptionen zu schaffen. Die kleinteilige Altstadt ist verloren, wie wenig sie durch Rekonstruktion oder Sanierung wiederherstellbar ist, zeigen das Nikolaiviertel und die Spandauer Vorstadt. Virulent bleibt die Frage nach der Aufenthaltsqualität öffentlicher Räume in der Stadtmitte. Eine weitere Fotoausstellung im Ephraim-Palais nimmt sie auf: Sie stellt Berlin-Bilder gegenüber, die im Abstand von 20 bis 30 Jahren aufgenommen wurden, vor dem Mauerfall und in diesem Jahr. Die Fotografin Barbara Metselaar Berthold hat damals und heute festgehalten, wovon sie sich angeschaut fühlte: Ruinen und Reklamen, Arbeiter und Arbeitslose, spielende Kinder und Touristen, die sich vor Mauerresten fotografieren. Auf den aktuellen Digitalfotos in Farbe sieht Berlin nicht aufgeräumter und fröhlicher aus als auf den Schwarz-Weiß-Fotos aus der geteilten Stadt. Ein substantieller Fortschritt in der Stadtentwicklung ist darauf nicht zu erkennen. - Zur Ausstellung "Berlins versunkene Mitte" ist ein Katalog erschienen, zu Barbara Metselaar Bertholds "Vexierbildern" eine Werkmonografie im Lukas Verlag: Albatros. Vom Abheben. Fotografien 1971-2010.
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