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Montag, 3. Mai 2010

Kruzifixe im Reichstag


Vor den Fraktionssälen im Reichstagsgebäude stehen bunte Stellwände mit den Parteilogos, dort präsentieren sich Spitzenpolitiker den Kameras. In den Sälen der Unionsfraktion dominiert eine andere Symbolik: Über den Abgeordneten hängen Kruzifixe an der Wand - ein kleineres im Tagungsraum der Fraktionsführung (Foto rechts), ein größeres in dem Saal, der die ganze CDU/CSU-Fraktion fasst (Foto hier). Das rostbraune Gebilde stammt aus der Werkstatt des Bildhauers Markus Daum, der in Radolfzell am Bodensee arbeitet. Es entspricht keiner der geläufigen Kreuzformen, ist asymmetrisch, krumm und schief wie ein Balkenrest aus einem zerstörten Fachwerkhaus. „Als öffentliche Erinnerung an Gott ist es ein Zeichen der Ermutigung gerade auch für Juden und Muslime, indem es zeigt, dass hier der Gott Abrahams nicht vergessen ist“, heißt es beruhigend auf der Fraktionshomepage. Möge niemand glauben, im Reichstag würde zu Kreuzzügen gegen Andersgläubige geblasen! „Auch im säkularen Umfeld erinnert das Kreuz daran, dass alle politischen Kämpfe des Tages immer nur um vorletzte Dinge geführt werden, dass unser Tun und Lassen nicht der letzte Grund des Seins ist“. Im Hauen und Stechen des politischen Alltags könnte der Blick zum Kreuz an der Wand segensreich sein, so gesehen. Weitere Kulturrepublik-Kolumnen finden Sie hier.

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