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Montag, 10. Mai 2010

Im Theater (7): Theatertreffen-Eröffnung

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Linkerhand sitzt eine nette Kollegin vom Hörfunk, die sich ein Taschentuch vor die Nase presst. Rechterhand quillt ein erbärmlich nach Verwahrlosung stinkender Mann über den Theatersessel. Rundum Fernsehgesichter, Schauspieler, Dramatiker, Kritiker, Kulturprominenz. Vorn auf der Bühne predigt Jack Lang, in grauer Vorzeit französischer Kulturminister: „Die aktuelle Krise hat nicht allein finanzielle, sondern auch moralische Gründe. Den Politikern scheint es im Augenblick allerdings an Ideen zu mangeln. Es ist daher an uns, Utopien zu entwickeln.“ Der Kritiker wäre jetzt lieber an einem Ort, wo es weniger stinkt. Jack Lang träumt laut von einer deutsch-französischen Staatsbürgerschaft, einem gemeinsamen Parlament und Kulturministerium. Starker Applaus. Alle hier dürfen sich jetzt sehr wichtig fühlen. Es folgen zwei Stunden gepflegtes Bühnenelend mit „Kasimir und Karoline“ aus Köln. Kurzweilig, weil der Autor Horvath ganz genau wusste, was in einer Wirtschaftskrise wirklich mit den Leuten passiert. Wie sagt Karoline, nachdem sie sich beinahe prostituiert hat? „Ich hab mir halt eingebildet, dass ich mir einen rosigeren Blick in die Zukunft erringen könnte. Aber ich müsst so tief unter mich hinunter, damit ich höher hinauf kann.“

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