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Straßenbahndepot Nordend |
Wer sich mit der Architektur der Zwanziger Jahre in Berlin befasst, kommt an Jean Krämers Bauten nicht vorbei. Doch über den Baumeister vieler Depots, Werkswohnungen und Verwaltungsgebäude für die Berliner Straßenbahn war bisher wenig bekannt. Wer weiß schon, dass der Verkehrsturm am Potsdamer Platz, eine Ikone des damaligen Berlin, von Jean Krämer entworfen wurde? Ehe er sich als Architekt selbständig machte, leitete er von 1908 bis 1918 das Büro seines Lehrers, des AEG-Designers und Architekten Peter Behrens. Diese Keimzelle der Moderne wird in einem neuen Buch mit bisher unbekannten Dokumenten der in Australien lebenden Tochter Jean Krämers beleuchtet. Krämers umfangreiches eigenständiger Beitrag zur modernen Architektur wird erstmals in einem Werkkatalog erfasst. "Krämers Architektur ist aus heutiger Perspektive relevant, denn er wollte eine andere, phantasievollere Moderne, die die Vielschichtigkeit der historischen Stadt nicht verleugnet. Er schuf Bauwerke mit einem individuellen Ausdruck, die auf den städtischen Kontext reagieren. Wie Peter Behrens war er ein umfassender Gestalter auch von Möbelentwürfen und Schrifttypen bis zu ganzen städtebaulichen Anlagen. Da er auch dekorative und spielerische Lösungen suchte, die nicht in den Kanon der puristischen Bauhaus-Moderne passten, wurde er von der Architekturgeschichtsschreibung bisher übergangen", heißt es in der Ankündigung der Monografie, die am 3. Juni 2016 vorgestellt wird. Sie findet anlässlich des Besuchs der Tochter von Jean Krämer in Berlin im Bücherbogen am Savignyplatz statt. Inge Fernando (Tochter Jean Krämers), Karen Grunow (Kunsthistorikerin und Journalistin) und Carsten Krohn (Architekt, Architekturhistoriker und Fotograf) sprechen über Leben und Werk des Architekten. Die Moderation des Abends übernimmt Jan Dimog (Reporter und Redakteur).
3. Juni 2016, 19:30 Uhr
Bücherbogen am Savignyplatz
Stadtbahnbogen 593
S-Bahn Savignyplatz
Stanford Anderson / Karen Grunow / Carsten Krohn
Jean Krämer | Architekt – und das Atelier von Peter Behrens
Weimarer Verlagsgesellschaft, Weimar 2016
240 S., 313 teilweise farbige Abbildungen, geb. 49,00 Euro
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