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Auf ultramarinblauem Grund, miniaturhaft, aber in selbstbewusster Körperfülle und ganzer Figur stehen die VIPs der Renaissance da: Martin Luther und seine Mitstreiter in Sachen Reformation, die Theologen Johannes Bugenhagen und Justus Jonas. Lucas Cranach der Jüngere zeichnete sie auf teurem Pergament ins eigene Familienstammbuch. Die Künstlerfamilie verkehrte mit den Geistesgrößen in Wittenberg auf freundschaftlichem Fuß. Und die Cranachwerkstatt war es auch, die das Publikum mit den begehrten Porträts der Reformationshelden versorgte. In erschwinglichen Auflagenwerken kamen sie als Kupferstich oder Holzschnitt auf den Markt.
Gleich viermal begegnet man Luther selbst. Sein erstes Porträt überhaupt zeigt ihn 1520 noch als Mönch mit Tonsur, dann posiert er als würdiger Profilkopf wie auf antiken Münzbildnissen und schließlich 1522 inkognito als "Junker Jörg" in Adelskluft und Rauschebart, so wie er auf der Wartburg Unterschlupf fand.
Der umtriebige Cranach-Betrieb fungierte wie ein Medienzentrum der Reformation. Fast 1000 Lutherbildnisse entstanden hier. Die Druckerpresse versorgte gebildete Bürger aber auch mit weiteren Vorbildern für ein tugendhaftes Leben. So mutig sein wie der römische Soldat Marcus Curtius, so bärenstark wie der biblische Samson, so glaubenstreu wie die Heilige Margarete, das waren die Rollenmodelle vor 500 Jahren. In oft modischer Frisur und ansprechender Körperlichkeit stellen die Cranachgrafiken sie vor. Vollkommen nackt zeigt sich die schöne Lucrezia auf einer raren Handskizze, die das Motiv erprobt. Die antike Heroine erwies sich als Verkaufsschlager der Cranachs. Eine besonders zierliche Variante in Öl hängt ein paar Schritte weiter in der ständigen Sammlung der Gemäldegalerie: mehr sinnliche Verlockung als Tugendmodell.
Diese Ausstellung läuft noch bis 16. November 2014. Weitere Informationen
Die Kinderausstellung "Pop Up Cranach" ist bis 12. April 2015 zu sehen. Mehr
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