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Montag, 6. Oktober 2014

Eine neue Gedenktafel für Paul Hertz

Paul Hertz, sein Enkel Henry Berg und Grundschulkinder in der
Paul Hertz-Siedlung. Foto: Tina Merkau/Gewobag
Henry Berg ist ein amerikanischer Architekt und Enkel des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Paul Hertz, der von den Nazis ins Exil getrieben wurde, aber schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg nach West-Berlin zurückkehrte, um den Wiederaufbau Berlins als Finanzsenator zu unterstützen. In der nach ihm benannten Paul-Hertz-Siedlung in Charlottenburg hat Mr. Berg heute eine neue Gedenktafel für seinen Großvater eingeweiht. Außerdem hat er Schülern aus seinem Leben erzählt - er selbst lebte als Kind einige Zeit bei den Großeltern in Berlin. Wir hatten das Vergnügen, am Samstag mit Henry Berg spazierenzugehen und ihm die sanierte Reichsforschungssiedlung in Haselhorst zu zeigen.

Aus der Pressemitteilung der Gewobag zur heutigen Einweihung der neuen Gedenktafel:

Ein Herzenswunsch geht in Erfüllung: Bei seinem letzten Berlinbesuch im Sommer 2014 suchte Henry Berg, amerikanischer Architekt mit deutsch-jüdischen Wurzeln und Kindheitserinnerungen an das Berlin der 1950er Jahre, die Paul-Hertz-Siedlung in Charlottenburg auf. Dort bewirtschaftet die Gewobag seit 50 Jahren 3.600 Wohnungen. Was der kalifornische Gast auf den Spuren seiner Familiengeschichte vermisste, war eine Gedenktafel für seinen jüdischen Großvater Paul Hertz (1888-1961), der 1961 in West-Berlin verstarb. In der Siedlung befindet sich zwar seit Mitte der 1960er Jahre eine Büste von Paul Hertz mit Geburts- und Todesdatum. Darüber hinaus wies allerdings nichts auf die bewegte Biographie und das Lebenswerk des couragierten jüdischen Sozialdemokraten hin. Paul Hertz musste während der NS-Zeit aus Deutschland flüchten und engagierte sich nach seiner Rückkehr aus dem amerikanischen Exil als Wirtschaftssenator für den Wiederaufbau in West-Berlin. Die Gewobag hat die Wünsche des Enkels von Paul Hertz nun mit Hilfe von Partnern umgesetzt. Am 6. Oktober um 10 Uhr wurde eine Gedenktafel mit Informationen zum Leben von Paul Hertz am Heckerdamm 236 in Charlottenburg eingeweiht. Sie trägt die Inschrift: „Paul Hertz – Senator für Wirtschaft und Kredit. Sozialdemokratischer Politiker. Nach Rückkehr aus dem Exil im Jahre 1949 bis zu seinem Tode war er unermüdlich für den Wiederaufbau Berlins tätig. Er überzeugte die Amerikaner und die Bundesregierung von der politischen Notwendigkeit, die Westberliner Wirtschaft durch die Marshallplanhilfe aufzubauen.“ Aus Anlass der Einweihung der Gedenktafel wurde auch gleich die Büste von Paul Hertz restauriert. Bislang wird in Berlin an Paul Hertz mit einer Tafel im Reichstag gedacht, weil er 1933 mit der SPD-Fraktion zu denen wenigen gehörte, die gegen das Ermächtigungsgesetz stimmten. Danach war er im Widerstand gegen das NS-Regime aktiv. 
Sein Enkel Henry Berg wurde 1944 in den USA geboren. In Folge eines Auftrags durch das amerikanische Außenministerium zieht die ganze Familie Berg in den 1950er Jahren für einige Jahre nach Berlin. Der Großvater Paul Hertz kehrte bereits 1949 auf Bitten Ernst Reuters aus dem Exil nach Deutschland zurück. Die Familie Berg wohnt bei Paul und Hanna Hertz in Charlottenburg, dort besucht Henry Berg die Waldschule. Einen weiteren Teil seiner Kindheit und Jugend verbringt Henry Berg in der Nähe von Los Angeles, dort, wo auch sein Großvater Paul Hertz in den Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren gewohnt hat. Er ist eins von insgesamt fünf Enkelkindern von Paul Hertz, die alle in den Vereinigten Staaten wohnen. Henry Berg, Architekt und diplomierter Politikwissenschaftler, hat überall in den Vereinigten Staaten Instandsetzungs- und Modernisierungsprojekte betreut und war auch mit Neubauten befasst, darunter zwei Projekte in der Nähe von Stuttgart. Von 1986 bis 2013 leitete er ein eigenes Architekturbüro. Inzwischen ist Henry Berg im Ruhestand. Er lebt mit seiner Frau in San Francisco und hat eine Tochter und zwei Enkelkinder. 

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