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Michael Müller im Lernprozess
Foto: Bienert |
Bausenator Michael Müller, seit ein paar Tagen SPD-Mitbewerber um den Posten des Regierenden Bürgermeisters, gibt sich entspannt auf der Sommertour zu Modernisierungsprojekten der städtischen Wohnungsgesellschaften, zu der seine Senatsverwaltung eingeladen hat. Müller wirft sich nicht in die Brust, sondern lässt nüchtern Zahlen sprechen: 671 Millionen Euro investieren die sechs landeseigenen Unternehmen in diesem Jahr, davon fließen 527 Millionen in die Sanierung des Bestands. 2010 waren es nur 431 Millionen. Noch signifikanter ist die Veränderung bei den Neubauinvestitionen: Vor zehn Jahren war die Neubautätigkeit der kommunalen Gesellschaften bei Null angekommen (genau: 1,2 Millionen Euro), dieses Jahr sind es 145 Millionen. Der Senat drängt darauf, dass preiswerte und attraktive Wohnungen auf den Markt kommen, um den allgemeinen Preisauftrieb bei den Mieten zu bremsen.
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Sanierte Fassade des Wohnpalastes an der Ostseestraße Foto: Bienert |
Im Besitz der landeseigenen Wohnungsgesellschaften befinden sich Mietskasernen aus dem 19. Jahrhundert, Reformwohnungsbauten, Siedlungen der Weimarer Republik, sozialistische Wohnpaläste und Plattenbauten, so ziemlich alles, was an Wohnungsbau vorstellbar ist. Entsprechend unterschiedlich sind die Vorgehensweisen bei der Sanierung. Müllers Exkursion führte von einer typischen Westberliner Siedlung der 1950er Jahre, der "Schillerhöhe" im Wedding, zu einem sozialistischen Wohnpalast für Arbeiter am Ostseeplatz. Der "Mandelblock", früher auch "Henselmannblock" genannt, aber wohl doch nicht vom damaligen Chefarchitekten von Ostberlin Hermann Henkelmann entworfen, könnte so ähnlich auch an der ehemaligen Stalinallee hingestellt worden sein. Die Gewobag poliert den alten Glanz des Gebäudes, dessen Bauzustand an die DDR zur Zeit ihres Untergangs erinnert, in Abstimmung mit der Denkmalpflege sorgfältig wieder auf. Auch auf dieser Baustelle tritt der Senator nicht als präpotenter Macher auf, sondern lässt sich vom Bauleiter alles geduldig erklären, obwohl er bestimmt schon einen anderen Termin im Nacken sitzen hat. Mögen Müllers Mitbewerber ums Amt des Berliner Regierungschefs vor Ehrgeiz sprühen, ihr Konkurrent scheint in sich zu ruhen, spielt sich nicht auf, bleibt professionell. Möglicherweise war die sonnige Sommertour wieder ein kleiner Schritt zum großen Ziel.
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