Foto: Atze Musiktheater |
Blitzsauber inszeniertes Volkstheater mit gradliniger Rockmusik unterlegt, das wäre schon viel wert, unbedingt sehenswert wird die Aufführung durch die schauspielerische Leistung der beiden Darsteller von Rico (Iljá Pletner) und Oskar (Johannes Mörders). Was es heißt, "tiefbegabt" zu sein, keine richtige Schule besuchen zu können, sich in der Welt nicht zurechtzufinden und keinen Freund zu haben: Das lernen die jugendlichen Zuschauer ganz ohne moralischen Zeigefinger vor allem durch die ungezwungene Selbstverständlichkeit, mit der Pletner die Behinderung Ricos und seine alltägliche Auseinandersetzung damit spielt. Diese Glaubwürdigkeit strahlt auch auf alle um ihn herum aus. Etwa auf die Figur der allein erziehenden Mutter (Franziska Forster), deren modisches Styling für sich genommen ein Zeichen von Oberflächlichkeit wäre - durch Rico wird es als Strategie erkennbar, mit dem undankbaren Schicksal als Mutter eines schwer gehandicapten Sohnes fertig zu werden. Nicht nur als Kritiker, mehr noch selbst von einem ähnlichen Schicksal betroffener Vater wünsche ich dem Atze, dass diese kluge und herzerwärmende Aufführung noch lange auf dem Spielplan bleibt.
Mehr Infos und Aufführungstermine: http://www.atzeberlin.de
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