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Sonntag, 2. März 2014

Im Theater (52): "Rico, Oskar und die Tieferschatten" im Atze Musiktheater

Foto: Atze Musiktheater
"Rico, Oskar und die Tieferschatten" von Andreas Steinhövel ist noch keine sechs Jahre auf dem Markt und schon ein Kinderbuchklassiker, wird von vielen Bühnen nachgespielt und soll pünktlich zu den Sommerferien als Film in die Kinos kommen. Die Musical-Adaption im Atze-Theater läuft nun auch schon gut ein Jahr mit großem Erfolg, die heutige Sonntagsvorstellung im großen Saal war annähernd ausverkauft und der Jubel am Ende groß. Zu Recht, denn die Inszenierung trifft genau den richtigen Ton bei ihrer Schilderung des Lebens in einem Kreuzberger Mietshaus in der Dieffenbachstraße - was einen schon fast ein bisschen wehmütig stimmt, werden doch solche  berlintypischen Existenzen mit großer Schnauze und wenig Geld in der Tasche dort gerade weggentrifiziert.
Blitzsauber inszeniertes Volkstheater mit gradliniger Rockmusik unterlegt, das wäre schon viel wert, unbedingt sehenswert wird die Aufführung durch die schauspielerische Leistung der beiden Darsteller von Rico (Iljá Pletner) und Oskar (Johannes Mörders). Was es heißt, "tiefbegabt" zu sein, keine richtige Schule besuchen zu können, sich in der Welt nicht zurechtzufinden und keinen Freund zu haben: Das lernen die jugendlichen Zuschauer ganz ohne moralischen Zeigefinger vor allem durch die ungezwungene Selbstverständlichkeit, mit der Pletner die Behinderung Ricos und seine alltägliche Auseinandersetzung damit spielt. Diese Glaubwürdigkeit strahlt auch auf alle um ihn herum aus. Etwa auf die Figur der allein erziehenden Mutter (Franziska Forster), deren modisches Styling für sich genommen ein Zeichen von Oberflächlichkeit wäre - durch Rico wird es als Strategie erkennbar, mit dem undankbaren Schicksal als Mutter eines schwer gehandicapten Sohnes fertig zu werden. Nicht nur als Kritiker, mehr noch selbst von einem ähnlichen Schicksal betroffener Vater wünsche ich dem Atze, dass diese kluge und herzerwärmende Aufführung noch lange auf dem Spielplan bleibt.

Mehr Infos und Aufführungstermine: http://www.atzeberlin.de

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