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Mittwoch, 15. September 2010
Die verschwundene Grenadierstraße
Die Grenadierstraße galt bis zum Zweiten Weltkrieg als Hauptstraße der ostjüdischen Kolonie im Berliner Scheunenviertel. Der Name Grenadierstraße war in osteuropäischen Schtetln ebenso ein Begriff wie unter jüdischen Emigranten in Amerika. Heute sucht man ihn vergebens auf den Stadtplänen, seit DDR-Zeiten heißt die Straße Almstadtstraße nach einem kommunistischen Widerstandskämpfer. Der Historiker Horst Helas hat ihr nun ein eigenes kleines Buch gewidmet (Die Grenadierstraße im Berliner Scheunenviertel: Ein Ghetto mit offenen Toren. Hentrich & Hentrich, Berlin 2010, 128 Seiten, 12,90 Euro), in dem er zuletzt einen 16 Jahre alten Vorschlag von Michael Bienert aufgreift: Eigentlich wäre es Berlin der verschwundenen Grenadierstraße und ihren deportierten und ermordeten Bewohnern schuldig, dass an den heutigen Straßenschildern wenigstens ein Hinweis auf den alten Namen angebracht wird. So etwas gibt es längst auch anderswo, zum Beispiel an der Taubertstraße in der Villenkolonie Grunewald, die von 1925 bis 1933 Rathenauallee hieß, nach dem in der Nähe von Rechtsradikalen ermordeten jüdischen Reichsaußenminister Walther Rathenau. - Michael Bienerts Tagesspiegel-Artikel über die Grenadierstraße in Martin Beradts Roman Beide Seiten einer Straße finden Sie in unserem Archiv.
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