A. D. Therbusch, Selbstporträt, um 1782 |
Die Augen
der Malerin folgen einem auf
Schritt und Tritt im Raum: ein Künstlertrick, den viele
beherrschten; die
klassischen Porträtgalerien sind voll davon. Aber Anna
Dorothea Therbusch setzt
noch eins drauf. Ein kreisrundes Einglas hängt an einem
schwarzen
Nieten-Lederband vom duftigen Kopftuch vor ihrem Auge
herab. Es schärft ihren
Blick und fokussiert. Das aufmerksame Künstlerinnenauge
wird zum Mittelpunkt
der Bildinszenierung. Im Zeitalter der Aufklärung ist
diese uneitel dokumentierte
Sehhilfe Programm: Nachweis eines glaubwürdigen Strebens
nach Wahrheit. Dicke Folianten
am Boden betonen die Intellektualität der Dargestellten.
Ihr silbriger Rock
schillert als Bravourstück lässig-lockerer Peinture.
Anna Dorothea Therbuschs
lebensgroße
Selbstdarstellung in der Gemäldegalerie nimmt einen Ehrenplatz
zwischen
Antoine Pesne und Anton Graff, dem älteren und dem
jüngeren Kollegen ein...
Das Porträt, das Elke Linda Buchholz zum 300. Geburtstag der Malerin Anna Dorothea Therbusch für den Tagesspiegel geschrieben hat, ist so schön, dass es noch eine Weile in ganzer Länge als Aufmacher auf unserer Website stehen bleiben darf: http://www.text-der-stadt.de/Therbusch.html
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