Foto:Thomas Bachmann / Sommer Oper Bamberg |
Gestern war dort großer Kehraus: mit einem Fest in der Studiobühne und dem angrenzenden Park hat sich das Ensemble um den Intendanten und Hoffmannologen Rainer Lewandowski endgültig von seinem Bamberger Publikum veranschiedet. Seit der Spielzeit 1989/90 - länger als Frank Castorf an der Berliner Volksbühne und für Bamberger Verhältnisse ähnlich erfolgreich - hat Lewandowski das Haus geleitet. In diese Zeit fällt der kluge Aus- und Umbau des gut 200 Jahre alten Stadttheaters, dessen Zuschauerraum im klassizistischen Stil des 19. Jahrhunderts wiederhergestellt wurde: Nicht viel anders hat er ausgesehen und wohl auch nicht gelungen, als Hoffmann hier arbeitete. Gestern abend wurde dort zum Saisonschluss eines seiner Lieblingsstücke aufgeführt, Mozarts "Zauberflöte". Eine Produktion der Sommer Oper Bamberg mit 17 jungen Nachwuchssängern (450 hatten sich beworben) und einem kleinen, handverlesenen Orchester mit wunderbar trocken-präzisem Klang aus dem Orchestergraben, geleitet von Till Fabian Weser.
Ein Workshop mit der Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager hat die Sänger mit wenig Bühnenerfahrung auf die Arbeit mit der Regisseurin Doris Sophie Heinrichsen vorbereitet, das Ergebnis war im Szenischen nicht immer perfekt, konnte sich aber sehen und vor allem hören lassen. Die Hauptrollen waren doppelt besetzt, bei der letzten Vorstellung gestern wechselten die Sänger in der Pause; besonders positiv fielen auf Jasmin Maria Hörner als anmutig-blonde Bilderbuch-Pamina, die beiden Königinnen der Nacht Danae Kontora und Svetlana Merzlova und die beiden Papagenos im Cowboylook Ludwig Obst und Oliver Pürckhauer. Als Amazonentrio aus einem Guss überzeugten die drei Damen der Königin der Nacht (Simone Krampe, Isabel Segarra und Ulrike Malotta).
Das Bühnenbild stellte eine Bibliothek vor, einen Tempel des Wissens mit gemalten Bücherregalen zu beiden Seiten wie auf einer historischen Kulissenbühne, verwandelbar durch Videoprojektionen im Hintergrund. Den Palast Sarastros und den Garten der Vernunft so zu deuten, als Ort der Bildung, leuchtet ein.
Solche Aufführungen leben nicht davon, dass alles routiniert bis aufs i-Tüpfelchen zu Ende inszeniert ist oder das Theater neu erfunden wird, sondern von der hohen Motivation der Nachwuchskünstler, die ihre Chance zu nutzen und ihr Bestes geben. Kurzum: Diese Aufführung lebte und es war ein großes Vergnügen, sie sich anzusehen. Es war die sechste Produktion der Sommeroper in nunmehr zehn Jahren und hoffentlich bleiben die Sponsoren bei der Stange, damit es in zwei Jahre wieder eine so gelungene Nachwuchsförderung geben kann.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen