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Sonntag, 13. April 2014

Henry F. Urbans "Die Entdeckung Berlins" in der Berliner Morgenpost und der Berliner Woche

Die Berliner Illustrierte, eine Wochenendbeilage der Berliner Morgenpost, brachte am 13. April einen ganzseitigen Abdruck aus Henry F. Urbans Die Entdeckung Berlins. Die Texte wurden 1910 für den Berliner Lokal-Anzeiger geschrieben. Michael Bienert hat die Buchausgabe herausgegeben, bebildert und kommentiert. Mehr erfahren Sie hier.

Textauszüge in der Onlineausgabe der Berliner Morgenpost

Das Kiezblatt Berliner Woche, Ausgabe Schöneberg, ist voll des Lobes über die Wiederentdeckung der Texte und die neue Ausgabe.

Hier lesen Sie die Buchkritik aus Schöneberg

Mittwoch, 9. April 2014

Inschrift an der Wohnstadt Carl Legien wiederhergestellt

Erich-Weinert-Straße, Ecke Gubitzstraße
Foto: Michael Bienert, April 2014
An der Wohnstadt Carl Legien in Prenzlauer Berg, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, erinnert wieder ein Schriftzug an den Namensgeber. Anlass für die Wiederherstellung der markanten Inschrift ist das 90-jährige Jubiläum der GEHAG, die seit 2007 zur Deutsche Wohnen Gruppe gehört. Der Schriftzug, der den Gewerkschaftsführer der Weimaer Republik, Carl Legien, würdigt, war vermutlich im Sommer 1933 von den Nazis entfernt worden. Michael Zahn, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Wohnen AG, dankte dem Land Berlin, das die Hälfte der Kosten übernommen hatte, für die unbürokratische Unterstützung bei der Wiederherstellung der Inschrift.
Als wir in der vergangenen Woche an der Straßenecke fotografierten, war uns die Veränderungen gar nicht aufgefallen, so vertraut ist uns das historische Erscheinungsbild aus unserem Buch Die Zwanziger Jahre in Berlin (Abbildung unten).

Postkarte aus der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, um 1930,
abgebildet in Bienert/Buchholz, Die Zwanziger Jahre in Berlin

Freitag, 4. April 2014

Marsden Hartley in Berlin

Berlinerin vor dem
"Porträt eines deutschen Offiziers"
Noch ein Amerikaner in Berlin... Vor einer Woche kam Die Entdeckung Berlins von Henry F. Urban aus der Druckerei, eine Entdeckungsreise durch das Berlin der Kaiserzeit mit den Augen eines New Yorkers, heute Abend eröffnet die Nationalgalerie ihre Ausstellung Marsden Hartley. Die deutschen Bilder 1913-1915. Der amerikanische Maler Marsden Hartley reiste 1912 mit einem Stipendium nach Paris, verliebte sich dort in einen jungen deutschen Offizier und folgte ihm nach Berlin. Hier fand er Anschluss an die Avantgarde des "Sturm"-Kreises um Herwarth Walden und steuerte fünf Bilder zu dessen "Erstem Deutschem Herbstsalon" im Sommer 1913 bei. In der Ausstellung der Nationalgalerie lässt sich gut verfolgen, wie Hartley in der Auseinandersetzung mit dem Kubismus und der Berliner Avantgarde einen eigenen Stil entwickelt, gipfelnd in dem großen "Portrait of a German Officer"von 1914. Auf schwarzem Grund setzt er die Figur aus militärischen Symbolen in kräftigen Farben zusammen. Ein Militärhistoriker hat diese Zeichen dechiffriert, in einer Vitrine sind die Fähnchen, Litzen und Schulterklappen ausgestellt, die in Hartleys Bildkomposition auftauchen. Diese eigentümliche Hommage an das preußische Uniformwesen war zugleich Trauerarbeit: Hartleys geliebter Offizier Carl von Freiburg fiel bereits am 7. Oktober 1914 bei Arras. Noch im Oktober 1915 stellte der Maler seine Bilder im Liebermannhaus am Pariser Platz aus, wenig später kehrte er in die USA zurück, wie die meisten Angehörigen der amerikanischen Kolonie in Berlin. Die vier Ausstellungsräume sind auf dem Grundriss eines Eisernen Kreuzes in die Halle des Mies-van-der-Rohe-Baus hineingebaut, sie wirken wie eine kubistische Zelt-Installation, passend zu Hartleys Malerei. In einem Raum sind Filme von Paraden im Berlin der Kaiserzeit und Ausschnitte aus dem ersten Schwulenfilm "Anders als all die Anderen" von 1919 zu sehen. Der schöne Katalog führt entlang der Gemälde, Postkarten, Briefe und Fotos aus dem Nachlass Hartleys noch tiefer ins Berlin vor dem Ersten Weltkrieg hinein. Es war kosmopolitischer, als wir denken.

Bis 29. Juni 2014 in der Neuen Nationalgalerie. Infos zur Ausstellung

Mehr Prunk für Berlin. Ein Spaziergang zu Andreas Schlüters Werken in der Stadt - heute im TAGESSPIEGEL

Von Michael Bienert - Welch ein Koloss von einem Sarg! Noch im Tode sollte man zum ersten König der Preußen aufblicken. Sein Lieblingskünstler Andreas Schlüter schuf den Sarkophag im Berliner Dom ganz nach dem Geschmack des Verstorbenen. Ausladend, prunkvoll, überbordend, mit einem Zug ins Bombastische. Aber unter den Händen des Bildhauers wurde alles leicht, fließend und menschlich. Wie viel Bewegung ist in den Wölbungen des Sargs, der Fahnen und der bestickten Decke aus vergoldetem Zinn, in den Adlern und den beiden Frauenfiguren, die das Porträtrelief Friedrichs I. halten! Ihre Blicke gehen hinüber zum wenig älteren Sarkophag seiner Gattin, der gebildeten Königin Sophie Charlotte. An den Fußenden der Särge sitzen Figuren, die nach 400 Jahren noch unmittelbar ansprechen: eine anmutig Verzweifelte, die ihr Gesicht in den Händen verbirgt, und ein Knabe mit einem Blasröhrchen, der vergnügt einer zerplatzten Seifenblase nachblickt – Sinnbild der Vergänglichkeit. Schön gruselig der mumifizierte Totenmann in Mönchskutte, der konzentriert die Verdienste der Königin in ein großes Buch schreibt. Die untoten Piraten im „Fluch der Karibik“ wirkten nicht lebendiger. Weiterlesen im Tagesspiegel

Dienstag, 1. April 2014

SCHLOSS BAU MEISTER - Andreas Schlüter im Bode-Museum

Kriegerkopf von Andreas Schlüter. Entwurf für den
Bauschmuck am Zeughaus
Mit Superlativen wird bei der Werbung für die große Andreas-Schlüter-Ausstellung unter dem Titel SCHLOSS BAU MEISTER im Bodemuseum nicht gegeizt. Vom "Michelangelo des Nordens" ist gebetsmühlenartig die Rede, vom bedeutendsten Künstler um 1700 nördlich der Alpen, von dem Mann, der das verschlafene Berlin binnen 20 Jahren in eine grandiose Barockresidenz umgeschaffen habe. Tatsächlich dürfte die Stadt damals vor allem eine wüste Baustelle gewesen sein, der Schlossplatz ähnlich ungemütlich ausgesehen haben wie dieser Tage, wo der Betonkern der Schlosskopie langsam über das zweite Stockwerk hinauswächst. Als Schlüters Auftraggeber, der erste preußische König Friedrich I., 1613 starb, da war ganz schnell Schluss mit der barocken Prachtentfaltung und mit der Hochschätzung des Staatsdekorateurs Schlüters - denn die Staatskasse war leer. Ein paar Schritte von Schlossneubau haben die Staatlichen Museen nun einen roten Teppich ausgerollt, auf dem die Besucher des Bode-Museums zur großen Schlüter-Ausstellung wandeln: Vorbei an seinem Reiterdenkmal für den Großen Kurfürsten und den Dachskulpturen der zerstörten Villa Kamecke in der Dorotheenstraße, durch die Basilika und aufwärts in den ersten Stock des Museums, das fast komplett für die Sonderschau freigeräumt wurde. Zu sehen sind sehr viele Schlüter-Relikte aus den Depots - Gipsreliefs, Fragmente von Skulpturen, Fassaden- und Raumdekorationen -, oft im Vergleich mit ähnlichen Werken zeitgenössischer Künstler. Man kann etwa sehr genau studieren, welche Vorbilder Schlüter für sein Reiterdenkmal des Kurfürsten hatte, wie er die Aufgabe gestalterisch löste, wie das Denkmal ursprünglich zu seiner Schlossfassade stand - und welch eine technische Meisterleistung es war, so einen riesigen Bronzeguss zustande zu bringen.

Die Schlossbaustelle im März 2014. Rechts der
Rohbau, in der Mitte die Humboldt-Box
Die einzelnen Ausstellungssäle verweisen vielfach auf Werke, die fußläufig in der Stadt zu erreichen sind, wie die Schlusssteine der Erdgeschossfenster des Zeughauses, die Sarkophage Friedrichs I. und seiner Königin Sophie Charlotte im Dom, die Kanzel der Marienkirche, die zerstörte "Alte Post" an der Langen Brücke und - als Höhepunkt und Hauptwerk - auf das barocke Berliner Schloss mit seinen überwältigenden Innendekorationen. Das alles ist opulent und großzügig inszeniert. Die Schlüterschen Figuren sind von bestechender Schönheit und barockem Schwung, trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass es bei dieser Ausstellung nicht so sehr um die Ehrung des vor 400 Jahren verstorbenen Meisters geht, sondern vor allem um Überzeugungsarbeit zugunsten der umstrittenen Schlossrekonstruktion. Sei´s drum, wer es barock mag, kommt bei dieser Leistungsschau preußischen Prunks um 1700 gewiss auf seine Kosten.

Die Ausstellung ist von 4. April bis 13. Juli 2014 geöffnet, weitere Informationen auf der Ausstellungswebsite.