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Donnerstag, 20. Oktober 2011

Im Theater (26): Familienhorror

Was ist das nur wieder für ein abgeschabter Bühnenbunker? Die fensterlose Kiste von Katja Haß, einzig möbliert mit ein paar Sitzstangen vor den Wänden, ist so wohnlich wie ein zu groß geratenes Wartehäuschen an einer Bushaltstelle. Kein hilfreiches Gehäuse für eine Familientragödie mit vier Toten. Dieser Eindruck bleibt, bis zum Schlussapplaus nach zwei pausenlosen Stunden.
Der amerikanische Dramatiker Eugene O'Neill hatte sich 1929 sehr genau überlegt, welches Dekor passend wäre, um die griechische Atridensage ins moderne Amerika zu verpflanzen. Die Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs schien ihm die einzige Möglichkeit, den Charakteren genügend „Maske von Zeit und Raum” zu geben, um dahinter das „Drama verborgener Lebensmächte” sich entfalten zu lassen. Dass sich eine heutige Inszenierung von „Trauer muss Elektra tragen” für ein schlichteres Dekor entscheidet, ist begreiflich, der nahezu vollständige Verzicht auf ein glaubwürdiges Familienmilieu jedoch erweist sich als riskante Operation. Wenn man einem Körper die Haut abzieht und nur noch Knochen und Sehnen übrig lässt, sieht er deshalb noch lange nicht besser aus.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Spaziergang in Bildern

Der Fotograf Bernd Lammel hat neulich einen Stadtspaziergang für Journalistenkollegen durchs Zeitungsviertel begleitet und mit der Kamera dokumentiert. Sehr ansprechend ist seine Fotoserie geworden, nicht nur wegen des strahlenden Wetters. Auf seinem Fotoserver kann man sich die ausführlich kommentierten Bilder anschauen.
Als politisch wacher Zeitgenosse machte sich Lammel während der Führung durch seine Wortbeiträge bemerkbar. Im September 2011 wurde der berufspolitisch engagierte Kollege zum Vorsitzenden des DJV Berlin-Brandenburg gewählt. (Foto: Bernd Lammel)

Dienstag, 4. Oktober 2011

Pergamon in Berlin

Für die Stuttgarter Zeitung hat Elke Linda Buchholz über die große Pergamon-Ausstellung und das Panorama von Yadegar Asisis berichtet, lesen Sie hier die ausführliche Kritik:
Über der antiken Stadt Pergamon geht die Sonne auf. Stimmengewirr tönt von den belebten Plätzen der Akropolis herüber, die sich spektakulär auf einem schmalen Felsplateau über der weiten Ebene erhebt. Im Halbrund des Theaters nehmen die Leute auf Sitzkissen Platz, andere schlendern über den Vorplatz des Athenatempels. Am neuen Trajantempel daneben wird noch gebaut. Gerade besichtigt Kaiser Hadrian mit seinem Gefolge seine Baustellen: Wir schreiben das Jahr 129 nach Christus.
Die Illusion ist perfekt. Im 360-Grad-Rundumblick hat der Panoramakünstler Yadegar Asisi das antike Pergamon auf einer mehr als 100 Meter langen Stoffbahn mit ditigalfotografischer Schärfe und nach aktuellem archäologischen Forschungsstand vergegenwärtigt. Mittendrin im Stadtgetümmel erblickt man den berühmten Pergamonaltar - mit farbig bemaltem Relieffries. Ein Realitätschock.