Was ist das nur wieder für ein abgeschabter Bühnenbunker? Die fensterlose Kiste von Katja Haß, einzig möbliert mit ein paar Sitzstangen vor den Wänden, ist so wohnlich wie ein zu groß geratenes Wartehäuschen an einer Bushaltstelle. Kein hilfreiches Gehäuse für eine Familientragödie mit vier Toten. Dieser Eindruck bleibt, bis zum Schlussapplaus nach zwei pausenlosen Stunden.Der amerikanische Dramatiker Eugene O'Neill hatte sich 1929 sehr genau überlegt, welches Dekor passend wäre, um die griechische Atridensage ins moderne Amerika zu verpflanzen. Die Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs schien ihm die einzige Möglichkeit, den Charakteren genügend „Maske von Zeit und Raum” zu geben, um dahinter das „Drama verborgener Lebensmächte” sich entfalten zu lassen. Dass sich eine heutige Inszenierung von „Trauer muss Elektra tragen” für ein schlichteres Dekor entscheidet, ist begreiflich, der nahezu vollständige Verzicht auf ein glaubwürdiges Familienmilieu jedoch erweist sich als riskante Operation. Wenn man einem Körper die Haut abzieht und nur noch Knochen und Sehnen übrig lässt, sieht er deshalb noch lange nicht besser aus.

