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Mittwoch, 24. März 2010

Nelly Sachs im Jüdischen Museum

Die erste Literaturausstellung im Jüdischen Museum ist ungewöhnlich gelungen mit ihrer kurvigen Austellungsarchitektur, die sich komplementär zu den spitzen und schiefen Winkeln des Libeskindbaus verhält. Durch kreisrunde Ausschnitte, Ein- und Ausgänge, Durchblicke erlaubt sie diskrete Einblicke in ein Dichterinnenleben, in dem vieles geheim bleiben sollte. Als die jüdische Berlinerin Nelly Sachs 1940 in letzter Minute vor den Nazis nach Schweden fliehen konnte, war sie 49 Jahre alt; erst im Exil und in der Trauer hat sie ihren eigenen lyrischen Ausdruck gefunden. In den sechziger Jahren erhielt sie zahlreiche literarische Ehrungen aus Deutschland - und den Literaturnobelpreis. Die Verfolgung durch die Nazis aber wirkte nach: Die zurückgezogen in einer kleinen Wohnung in Stockholm lebende Dichterin entwickelte Symptome von Verfolgungswahn und musste sich deswegen in klinische Behandlung begeben. Der schwedische Schriftsteller Aris Fioretos hat die Ausstellung kuratiert und eine opulente, einfühlsame und spannend zu lesende Bildbiografie verfasst (Suhrkamp Verlag, 29.90 Euro) - eine grandiose Gelegenheit zur Neuentdeckung der 1970 verstorbenen Dichterin, deren Werk viel zu wenig gelesen wird. - Die ausführliche Ausstellungskritik lesen Sie hier.

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