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Mittwoch, 3. März 2010

Im Theater (3): "Dämonen" in der Schaubühne


Auf die Dauer ist wahrscheinlich jedes Eheleben anstrengend, mit Kindern sowieso, ohne Kinder erst recht, weil die Partner dann ganz alleine aushandeln müssen, wie sie ihre Lebenszeit gestalten. In Lars Noréns Drama Dämonen verbringen zwei Paare um die Dreißig eher zufällig einen Abend miteinander, sie sind schon jahrelang zusammen und gehen sich nur noch auf die Nerven. Ihr sexuelles Begehren überkreuzt sich, bleibt aber im Imaginären. Die fragile Katarina (Brigitte Hobmeier) wird irre an ihrem emotional grob gestrickten Gatten Frank (Lars Eidinger), der am Ende die Urne mit der Asche seiner Mutter über ihr ausschüttet. Das hysterische Muttertier Jenna (Eva Meckbach) und ihr braver Mann Thomas (Tilman Strauß) geraten in den Strudel dieses Ehekriegs bis aufs Messer, dabei geht ihre Beziehung mit zu Bruch, ohne dass das Stück den Figuren irgendeinen Ausweg öffnet. Regisseur Thomas Ostermeier hält sich mit Deutungen des Geschehens zurück. Das Schmoren der Mittelschicht-Figuren im eigenen Saft signalisiert keine gesellschaftliche Fehlentwicklungen, sondern eher eine existentielle Hilflosigkeit, die ganz zuletzt doch berührt. Zwei Stunden Psychoterror in einer rotierenden Nobelwohnung (Bühne und Kostüme von Nina Wetzel) haben auch ihre komisch-grotesken Seiten, es wird ziemlich viel gelacht, obwohl dem Stück selbst alle boulevardeske Leichtigkeit fehlt. Eine schöne Ensembleleistung. Wer gerne neugierig in fremde Betten und Wohnzimmer guckt, kommt an diesem Abend auf seine Kosten. Aufführungstermine hier.

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