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Freitag, 26. April 2013

Uruk - Gilgameschs Großstadt im Pergamonmuseum

Von Elke Linda Buchholz - Jahrtausendelang war Uruk nur ein literarischer Ort. Das auf Keilschrift-Tontafeln überlieferte Gilgamesch-Epos schwärmt von Größe und Pracht der mesopotamischen Metropole: "Nimm doch die Treppe, die dort seit ewigen Zeiten! Steig doch hinauf, auf der Mauer von Uruk wandle umher. Die Fundamente beschaue, und das Ziegelwerk prüfe!" Die Einladung des mythischen Textes darf man im Berliner Vorderasiatischen Museum jetzt beim Wort nehmen. Erstmals präsentiert die Ausstellung Uruk. 5000 Jahre Megacity der Öffentlichkeit, was deutsche Archäologen seit hundert Jahren über die Stadt des legendären Königshelden Gilgamesch herausgefunden haben. Heute liegt ihr Ruinenfeld auf dem Territorium des Irak.
Zwar ließen Wind und Witterung von der aus Lehmziegeln erbauten Metropole, in der im 4. Jahrtausend vor Christus 40.000 Menschen lebten, nur die Fundamente übrig. Aber das reicht den Forschern, um ein Sozial- und Wirtschaftsgefüge zu rekonstruieren, das verblüffende Ähnlichkeit mit den Organisationsformen einer modernen urbanen Zivilisation hat. In Uruk gab es eine hochentwickelte Verwaltung, Arbeitsteilung, Massenproduktion, repräsentative Regierungsbauten und religiöse Zentren.

Donnerstag, 25. April 2013

Potsdamer Platz auf Radio Eins

Im rbb-Studio Babelsberg hat Michael Bienert heute ein Interview zu seinem neuen Buch gegeben. Sie können es hier nachhören.


Michael Bienert
Potsdamer Platz - Am Puls von Berlin

106 Seiten, 140 Abbildungen
In deutsch, englisch, französisch, italienisch, spanisch, niederländisch
Berlin Story Verlag
16,80 EUR


Freitag, 19. April 2013

Im Theater (46): Robert Wilson inszeniert "Peter Pan" am Berliner Ensemble

Von Michael Bienert - Lieber tot als erwachsen! Das ist das Lebensmotto von Peter Pan, dem ewigen Kind. Von der Mutter enttäuscht, flüchtet er in eine Traumwelt, bevölkert von wilden Jungs, Indianern, Piraten und Nixen. Sein Neverland, erfunden von dem kleinwüchsigen Schriftsteller James Matthew Barnie vor gut hundert Jahren, ist in der angelsächsischen Welt zu einem Mythos der Popkultur geworden. Vielfach verfilmt von Walt Disney bis Steven Spielberg, besungen von Kate Bush bis zum Deutschrapper Fard, gipfelte die Peter-Pan-Verehrung in der Selbststilisierung des „King of Pop“ Michael Jackson. Durch Schönheitsoperationen wollte er jung bleiben und auf seiner Ranch „Neverland“ am liebsten mit kleinen Jungs spielen – bis zum traurigen Ende.

Donnerstag, 18. April 2013

Soeben erschienen: Potsdamer Platz - Am Puls von Berlin

Heute kam es aus der Druckerei: Unser Buch über den Potsdamer Platz enthält Texte in sechs Sprachen, so wünschte es der Berlin Story Verlag. Wir haben die Konsequenz daraus gezogen und ein Buch verfasst, in dem die Geschichte hauptsächlich durch die Bilder erzählt wird, also in einer Sprache, die keiner Übersetzung bedarf. Beim Potsdamer Platz geht das, es gibt kaum einen Ort in Berlin, der seit Mitte des 19. Jahrhunderts so oft und lückenlos fotografiert worden ist. Viele Fotos werden hier erstmals veröffentlicht.

Zur Verlagsankündigung


Mittwoch, 17. April 2013

Mit der Kamera durchs Nachkriegsberlin

Überall stehen noch Ruinen herum, als der Fotografiestudent Ernst Hahn 1950 und 1951 die Stadt Berlin mit seiner Rolleiflex durchstreift. Der Tiergarten ist fast baumlos, er fotografiert die Reste des Hotels Adlon und der Akademie der Künste am Pariser Platz, die versehrte Kuppel des Stadtschlosses vor der Sprengung. Dazwischen Verkaufsbuden, Menschen und Propaganda: "Deutsche Jungen und Mädel, die Hauptstadt Deutschlands erwartet euch!" steht in großen weißen Buchstaben auf dem Brandenburger Tor. Berlin aus der Fußgängerperspektive: Am Kurfürstendamm hält sich der junge Mann unauffällig die Kamera vor den Bauch, um die Passanten zu fotografieren. Die Schwarzweißbilder von Ernst Hahn ziehen den Betrachter unwiderstehlich in dieses fremde, verschollene Berlin hinein. Jahrzehntelang lagerten die Negative vergessen von ihrem Schöpfer in einer Blechdose, jetzt haben Evelyn Weissberg und Hermann Ebling in ihrem Verlag Friedenauer Brücke ein wunderschönes, sorgfältig komponiertes und kommentiertes Berlinbilderbuch aus dem Überraschungsfund gemacht. Die Bilder sprechen für sich, die Texte erlauben eine zweite Lektüre der Fotos mit profundem Hintergrundwissen über die Zeitumstände und Verortung der Bildmotive. Ein tolles Berlinbuch, besser hätte man diesen Schatz gar nicht präsentieren können.

Ernst Hahn: Berlin um 1950, Hardcover, 216 S., 280 Abb., Edition Friedenauer Brücke, 39 Euro. Direkt zu bestellen beim Verlag Friedenauer Brücke.

Freitag, 5. April 2013

Die Jagiellonen in Potsdam

"Hier geht es nicht um abgelegene provinzielle Regionen, sondern um eine Hochkultur, die international auf der Höhe ihrer Zeit war. Das Potsdamer Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte hat sich in eine Schatzkammer der Spätgotik und Frührenaissance verwandelt, um eine hierzulande fast unbekannte Fürstendynastie vorzustellen. Die Jagiellonen waren um 1500 das mächtigste Königshaus in Mitteleuropa und herrschten vom Ostseestrand bis zum Schwarzen Meer. Und als kluge Machtstrategen wussten sie: Nur wer die besten Künstler für sich arbeiten lässt, sichert sich bei den Zeitgenossen Ansehen und einen dauerhaften Platz im Gedächtnis der Nachwelt", schreibt Elke Linda Buchholz im TAGESSPIEGEL über die hochkarätige Jagiellonen-Ausstellung in Potsdam. Lesen Sie den gesamten Bericht hier.

Dienstag, 26. März 2013

Internationaler Denkmalschutzpreis fürs "Taute Heim"

Der von der Europäischen Union vergebene "European Union Prize for Cultural Heritage/Europa Nostra Award" ist der mit Abstand wichtigste Preis für die Bewahrung und Förderung von Bau- und Kulturdenkmälern in Europa. Ganze Altstädte, Kathedralen, Schlösser und Museen werden hier in der Regel geehrt. Das Verfahren ist aufwändig und glamourös. Die feierliche Preisverleihung erfolgt am 16. Juni am Fuße der Akropolis in Athen durch Placido Domingo, den Präsidenten der Organisation. Einer der diesjährigen Preise geht an ein verhältnismäßig kleines, dafür aber besonders engagiertes Projekt aus Berlin: Das von den privaten Bauherren, Landschaftsarchitektin Katrin Lesser und Grafik-Designer Ben Buschfeld, ins Leben gerufene Ferienhaus Tautes Heim in Neukölln-Britz. Hier können Besucher den Geist und die kulturelle Aufbruchstimmung der Zwanziger Jahre nicht nur hautnah erleben, sondern sogar selbst bewohnen. Das farbenfroh restaurierte Haus ist Teil der Hufeisensiedlung, eines Denkmalensembles, das 2008 zum UNESCO-Welterbe ernannt wurde und weltweit als herausragendes Beispiel des modernen städtischen Wohnungsbaus gilt. Mit der Auszeichnung in der Kategorie Konservation tritt das mit viel Liebe zum Detail im Stile der 1930er Jahre möblierte, bescheidene 65qm messende Reihen-Endhaus in wahrhaft große Fußstapfen: Die beiden letzten Berliner Preisträger waren die Villa des Malers Max Liebermann im noblen Stadtteil Wannsee (2008) und das vom britischen Star-Architekten David Chipperfield umgebaute "Neue Museum" auf der Museumsinsel (2010). Lesen Sie hier den Bericht von Elke Linda Buchholz, die im Tauten Heim zur Probe gewohnt und für den Tagesspiegel darüber berichtet hat. 

Freitag, 22. März 2013

Die Erschütterung der Sinne - im Dresdner Albertinum

Der Katalog hat 216
Seiten und kostet
29,90 Euro
Von Elke Linda Buchholz. Mit letzter Kraft erreicht der erschöpfte Räuber die Wasserquelle und beugt sich tief hinab, um das erfrischende Nass zu schlürfen. Hinter ihm erstreckt sich wüstes Land, menschenleer. So wie der nach Wasser lechzende Brigant auf Eugène Delacroix' um 1825 gemaltem Bild streben die Künstler der Gegenwart in die großen Museen, zu ihren Vorgängern, um sich daran zu laben. Das jedenfalls behauptet die Dresdener Ausstellung 'Die Erschütterung der Sinne'. Mit knapp achtzig Werken aus zweihundert Jahren will sie erkunden, wie das Museum als Ort der Inspiration funktioniert. Der dänische Maler Per Kirkeby bekannte, er gehe ins Museum, um zu klauen. Auch für Cézanne war, neben der Natur, der Louvre der größte Lehrmeister.

Dienstag, 19. März 2013

Schatzhaus für Picasso und Klee - das erweiterte Museum Berggruen ist wiedereröffnet

Stülerbau (links) und Kommandantenhaus
(rechts) wurden miteinander verbunden.
Von Elke Linda Buchholz. Noch schlummert der neu angelegte Bettina-Berggruen-Garten unter dem Berliner Frühjahrsschnee, aber die Kunst ist schon da. Zwei monumentale Figurengruppen hat der Gegenwartskünstler Thomas Schütte im Hofgarten des wiedereröffneten Berggruen-Museums aufgestellt. Die durch Stricke aneinandergefesselten 'United Enemies' scheinen unbeholfen auf Stelzenbeinen vorwärtszustreben. Ein Hinweis auf die deutsche Geschichte, wie der zur Eröffnung angereiste Olivier Berggruen, Sohn des Sammlers Heinz Berggruen, meint.
Als Sohn eines jüdischen Papierwarenhändlers in Berlin aufgewachsen war Heinz Berggruen 1936 emigriert und kehrte 1996 als erfolgreicher Kunsthändler mit seiner millionenschweren Privatsammlung in die Heimatstadt zurück. Seine exquisite Kollektion von Picasso, Klee, Matisse und Giacometti bezog ein neues Zuhause im klassizistischen Stülerbau gegenüber vom Schloss Charlottenburg. Jetzt weht auch vom Dach des benachbarten Kommandantenhauses die grüne Fahne des Museums: Das Haus hat Zuwachs bekommen. Längst wurde es in den intimen Räumen zu eng, zumal die Familie die Bestände nach dem Tod des Sammlers 2007 durch hochkarätige Dauerleihgaben passgenau ergänzte. Das Land Berlin stellte das historische Kommandantenhaus mit seinen blitzweißen, nobel zurückhaltenden Fassaden gratis zur Verfügung, der Bund bezahlte mit 7,6 Millionen den Umbau.

Montag, 18. März 2013

Im Theater (45): Die Gladowbande am Maxim-Gorki-Theater

Intendant Armin Petras verlässt das
Maxim-Gorki-Theater zum Spielzeitende.
Von Michael Bienert. Von der Bühne weht süßlicher Popcornduft in den Zuschauerraum. Auf dem Proszenium stehen Kinosessel für die Schauspieler, und als sich der hellblaue Vorhang öffnet, wird eine mit gemusterten Vorhängen und Bettlaken ausgeflickte Kinoleinwand sichtbar. Wochenschaubilder vom zerstörten Nachkriegsberlin flackern darauf, in apokalyptischen Schutthaufen schuften Trümmerfrauen. Die Stadt sieht nicht so aus, als könnte sie je wieder aufgebaut werden. Später flimmert über die Leinwand eine irre Schießerei mit Maschinenpistolen aus einem Al-Capone-Film. Der legendäre Mafiaboss war so etwas wie eine Ersatz-Vaterfigur für den jungen Werner Gladow, der mit seiner Bande das Nachkriegsberlin unsicher machte. Gladow war vierzehn, als der Krieg zu Ende ging, mit neunzehn wurde er als gefährlicher Schwerverbrecher geköpft.