Von Elke Linda Buchholz - Mitten auf dem Waldweg liegt ein Lineal. Ein minimalistischer künstlerischer Eingriff in den Naturraum oder nur ein vergessenes Relikt vom Ausstellungsaufbau? Wer dieser Tage durch den herbstlichen Forst Düppel streift, darf sich auf ungewöhnliche Entdeckungen gefasst machen. "Through a Forest Wilderness" nennt sich die ausgedehnte Frischluftschau, die ihren Besuchern zu festem Schuhwerk rät. Wie Künstler seit den Pioniertagen von Fluxus und Happening den Wald als künstlerisches Terrain eroberten, will sie erkunden. Im Osten überwog dabei oft der Impuls, staatlicher Kontrolle zu entweichen, im Westen eher die Lust an antikommerziellen Ausdruckformen. Also: den Wetterbericht studieren und ab in den Wald! Der Parcours beginnt gleich gegenüber der Kirche Sankt Peter und Paul auf Nikolskoe, die schon seit 1837 einen kulturellen Außenposten im Forstgrün markiert. Die Busanbindung ist sporadisch, aber immerhin vorhanden. Und schon nach wenigen Schritten scheint die urbane Gegenwart weit weg. Äste knacken, Laub raschelt unter den Füßen, die Pfade werden schmaler. Die Sinne schärfen sich. Es riecht nach Herbst. Wald ist immer eine immersive Ganzkörpererfahrung. Jetzt aber hat sich die Natur mit intellektuellem Input aufgeladen. Die Idee dazu hegte Kuratorin Petra Stegmann seit 10 Jahren, sie bereitete ihr Projekt mit einer Indoor-Ausstellung in Potsdam letztes Jahr vor. Nun half die Bundeskulturstiftung, das Thema dorthin zu verpflanzen, wo es hingehört: ins Freie.