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Mittwoch, 11. Dezember 2019

Ein Schwein, sonst nichts. Der Bildhauer August Gaul im Käthe-Kollwitz-Museum

Von Elke Linda Buchholz - Kaum streichholzschachtelgroß ist das Schwein. Es legt die Ohren an, gespannt vom Rüssel bis zum Ringelschwanz. Ein Schwein, sonst nichts: Saumäßig gut getroffen und 1914 in Bronze verewigt von August Gaul. Aber könnte es nicht auch ein Glückssymbol sein? Des Bildhauers Idee, so ein Hausschwein in kapitaler Größe als Brunnenfigur auf den Wittenbergplatz zu hieven, irritierte die Berliner. Weiterlesen auf www.tagesspiegel.de

Brandenburg in Berlin - Das Projekt "Stadt-Land gestalten"

Noch bis 16. Dezember stehen vor der Brandenburgischen Landesvertretung sechs knallbunte Infosäulen, auf denen die Stadt Falkenberg/Elster vorgestellt wird - wer nicht weiß, wo das liegt: ganz am Südrand des Landes Brandenburg zwischen Jüterbog und Bad Liebenwerda.
Die Stelen sind eine Ergebnis des Projekts "Stadt-Land gestalten" der Brandenburgischen Architektenkammer. Sie will die Baukultur in den ländlichen Räumen Brandenburgs fördern und wird dabei vom Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung unterstützt. Mit einer Freiluftausstellung, Workshops und einer Publikation werden die Bürgerinnen und Bürger miteinander ins Gespräch gebracht, die Stärken und Ziele einer Gemeinde identifiziert.
Seit 2015 werden so jährlich kooperativ Grundlagen für gutes Planen und Bauen erarbeitet. Dieses Jahr kam Falkenberg in den Genuss des Coaching-Programms, so wie bisher schon Plaue (Brandenburg/Havel), Letschin (Oderbruch), die Gemeinde Kloster Lehnin und das Amt Unterspreewald. 2020 ist das Amt Lenzen/Elbtalaue dran.
Dem in weiten Teilen Brandenburgs verbreiteten Gefühl, "abgehängt" zu sein und von "der Politik" nicht gehört zu werden, soll so begegnet werden. Stattdessen werden die Bürgerinnen und Bürger zum Mitgestalten motiviert.
Mehr Infos: https://www.ak-brandenburg.de/content/stadt-land-gestalten-mach-mit. Inhaltlich und organisatorisch betreut wird das Projekt von [BEST] - projekte für baukultur und stadt von Nicola Bröcker, Celina Kress und Simone Oelker (www.best-bb.de).

Montag, 30. September 2019

Triennale der Moderne 2019 startet am 10. Oktober 2019

Über hundert Veranstaltungen von rund 20 Partnern: Das am 10. Oktober startende Berliner Programm lädt ein, den Reichtum einer Epoche zu entdecken. Die 1920er-Jahre waren eine Zeit radikaler, uns bis heute faszinierender Umbrüche in Kunst, Design und Gesellschaft. Sie sind Ausgangspunkt der "Triennale der Moderne", die alle drei Jahre in Weimar, Dessau und Berlin stattfindet und die dortigen UNESCO-Welterbestätten stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Während in den Bauhaus-Städten Weimar und Dessau die Architektur und Lehre der berühmten Design- und Kunstschule im Mittelpunkt steht, ist das moderne Erbe in der Metropole Berlin ungleich vielfältiger. Hier ist das im aktuellen Jubiläumsjahr sehr präsente Bauhaus nur ein Baustein unter vielen. Diesen Reichtum gilt es für Einheimische und Touristen neu zu entdecken und auch als Gesamtentwicklung zu begreifen. Es beginnt mit den imposanten Bauten der "Elektropolis Berlin", über sechs gemeinsam als Weltkulturerbe geltende "Siedlungen der Berliner Moderne" und zieht eine große Linie hin zur Nachkriegsmoderne oder der aktuellen Wohnungsbaufrage. Wie kaum eine andere Stadt, eignet sich Berlin, ein ganzheitliches Bild der Epoche und ihrer heutigen Relevanz auszuloten. Dazu passt, dass das Berliner Programm den Charakter einer bottom-up- Initiative hat: Rund zwanzig, oft rein zivilgesellschaftlich organisierte Projektpartner sorgen für ein facettenreiches Angebot von 115 Veranstaltungen. Das von der LOTTO-Stiftung Berlin geförderte Programm beginnt am Do, den 10. Oktober und spannt sich bis weit in den November 2019. In Symposien, Vorträgen, Diskussionen und Kongressen, aber auch in Performances, Installationen Ausstellungen und Publikationen lädt das thematisch breit gefächerte Programm zum Entdecken ein. Exkursionen und Besichtigungen, etwa zu den sechs Welterbesiedlungen, Behrenshalle, Hansaviertel und Karl- Marx-Allee ergänzen das Angebot. Zur Triennale erscheint ein Programmheft, das am Wochenende in den beiden Festivalzentralen auf dem Ernst-Reuter-Platz und in der Hufeisensiedlung ausliegt. Das komplette Programm findet sich unter www.triennale-der-moderne.de.

Das Erbe der Diktaturen - Ines Geipels "Umkämpfte Zone"

Von Michael Bienert. Ines Geipel trägt als Autorin ein schweres Gepäck. Beide Großväter waren tief in Naziverbrechen verstrickt, der Vater arbeitete als Agent für die DDR-Staatsicherheit und tobte seine Aggressionen an den eigenen Kindern aus. 
Die Tochter wurde berühmt als DDR-Topsprinterin, ohne ihr Wissen mit Dopingmitteln vollgepumpt und von der Stasi brutal aus dem Spiel genommen, als sie sich in einen Athleten aus dem Westen verliebte. Kurz vor dem Mauerfall floh sie über Ungarn in die Bundesrepublik, wurde Schriftstellerin und Professorin für Verslehre an der Schauspielschule „Ernst Busch“ in Berlin. Mit Joachim Walther sammelte Ines Geipel Texte von in der DDR mundtot gemachten Autoren in einem Archiv für unterdrückte Literatur, dafür wurde sie 2011 mit dem Antiquaria-Preis geehrt. 
Dem Verschwiegenen eine Stimme geben, dieses Motiv zieht sich auch durch ihr neues Buch. Auslöser war der Krebstod des jüngeren Bruders. Berührend schildert die Autorin, was die Geschwister so eng aneinander band. Als Kinder gaben sie sich gegenseitig Halt in der stummen Gewaltatmosphäre der Familie: „Was nicht greifbar sein sollte, was wir sichern mussten, brachten wir beim andern unter. Dort war es geschützt und konnte überdauern.“ Umso schmerzhafter war der Abschied vor dem Bruder, der geholfen hatte, dem familiären Anpassungsdruck zu widerstehen. 
Ines Geipel malt den Familienterror nicht aus. Sie bettet ihn in einen weiten geschichtlichen Kontext ein. Sie deckt die Schuldverstrickung der Großelterngeneration auf, die in der DDR weitgehend unaufgearbeitet blieb. Es gab zwar einen staatlich verordneten Antifaschismus und Erinnerungsrituale, doch in den Familien wurden die konkreten Charakterdeformationen durch die NS-Diktatur beschwiegen und unter der kommunistischen Parteiherrschaft zementiert. Dreißig Jahre nach dem Untergang des SED-Staates zeigt sich das in einer explosiven Mischung aus Geschichtsverleugnung und Radikalisierung, die vom Osten ausgehend das gesamte politische System der Bundesrepublik erschüttert. 
Ines Geipel nutzt die eigene Familiengeschichte als Schlüssel für das Unerzählte, das politisch derart mächtig geworden ist. Eine wagemutige Konstruktion. Doch sie erweist sich als belastbar. Aus schwerem Gepäck wird eine erhellende Erzählung. 

Ines Geipel: Umkämpfte Zone. Mein Bruder, der Osten und der Hass. 
Klett-Cotta, Stuttgart 2019, 280 Seiten, 20 Euro

Samstag, 1. Juni 2019

Buchstaben für das Humboldt-Forum

Ralf de Moll
Foto: Michael Bienert
Als das alte Berliner Schloss noch stand, bauten Arbeiter in den Pankehallen Geldschränke und Tresore. Seit 1985 aber gipsen, meißeln, sägen und schweißen Künstler in der roten Backsteinfabrik am Gesundbrunnen. Für drei Monate haben sich nun Christiane Dellbrügge und Ralf de Moll in die Formwerkstatt eingemietet, um 110 Buchstaben für einen Schmuckfries im Humboldt-Forum zu fabrizieren. Michael Bienert hat sie besucht und im Tagesspiegel darüber berichtet. Hier lesen

Mittwoch, 17. April 2019

Lotte Laserstein in der Berlinischen Galerie

Wanda von Debschitz-Kunowski,
Lotte Laserstein
Repro: Anja Elisabeth Witte

© VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Von Elke Linda Buchholz Zuerst im Frankfurter Städel, jetzt in der Berlinischen Galerie: Zwei der renommiertesten Museen Deutschlands rollen für Lotte Laserstein den roten Teppich des ganz großen Ausstellungsformats aus und widmen ihr eine Solo-Retrospektive. Sie hat es verdient. Die lange Zeit völlig vergessene Laserstein gehört mit ihren eigenwilligen Porträts, modernen Alltagsszenen und psychologisch tiefgründigen Gruppentableaux unbedingt mit in den kunsthistorischen Kanon und ins Gedächtnis der breiten Öffentlichkeit. Ihre ausgeklügelten Kompositionen und die versierte Pinselführung verraten ein herausragendes Talent. Vor allem aber wirft Laserstein einen ganz eigenen Blick auf ihre Zeitgenossinnen und Zeitgenossen der 20er Jahre, hinterfragt Geschlechterrollen und stellt auf den Prüfstand, was das sein könnte: die Neue Frau, von der in den Medien damals so viel die Rede war. Es gehört mehr dazu als ein Kurzhaarschnitt, die traditionellen Genderklischees auszuhebeln, das machen Lasersteins subtile Schilderungen klar.
Weiterlesen auf www.text-der-stadt.de

Mittwoch, 3. April 2019

Die Berliner Autorin María Cecilia Barbetta erhält den neuen Chamisso-Preis

María Cecilia Barbetta bei einer Lesung, 2018
Foto: Wikipedia/Amrei-Marie
Zwei Jahre, nachdem die Robert-Bosch-Stiftung den renommierten Adelbert-von-Chamisso-Preis sang- und klanglos beerdigt hat, gibt es eine neue Literaturauszeichnung, die nach Chamisso benannt ist: Der mit 15 000 Euro dotierte Chamisso-Preis/Hellerau wird von Wirtschaft und Zivilgesellschaft in Dresden gestiftet. Erste Preisträgerin ist die Argentinierin María Cecilia Barbetta. Sie hatte 2009 bereits den (ebenfalls eingestellten) Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis der Bosch-Stiftung erhalten. Die Jury des neuen Preises lobte den Roman Nachtleuchten der in Berlin lebenden Schriftstellerin als außergewöhnlich anschaulich und einfallsreich; er war 2018 für den Deutschen  Buchpreis nominiert. Der Chamisso-Preis/Hellerau soll herausragende Beiträge zur Gegenwartsliteratur von Autoren würdigen, die aus einem persönlichen Sprach- oder Kulturwechsels heraus neue literarische Antworten auf den Wandel der globalisierten Welt geben.