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Donnerstag, 26. November 2015

Zimtzwiebelchen alla Guida - Geschichten und Rezepte von Luciano Valabrega

Von Elke Linda Buchholz - Was es da alles für Zutaten braucht! Frische Artischocken mögen ja noch angehen. Allerdings soll es die Sorte cimaroli romaneschi sein, von größerer, runder Gestalt. Ob die in Berlin aufzutreiben sind? Und dann erst: Rogen von der Meeräsche, Bries vom Milchlamm, grüne Feldzichorie, Karden, Kutteln und Kalbssehnen, Zucchiniblüten, Zitoni-Nudeln – und Stockfisch "am besten San Giovanni".
Was der römische Autor Luciano Valabrega in seinem Salto-Bändchen "Puntarelle & Pomodori" verbrät, anschmort und köchelt, sind eigentlich die Elemente einer armen Küche. Hier und heute stellen sie den Nachkochwilligen vor Probleme. Oder lassen einen Schmunzeln. Für "Coppiette" etwa benötigt man: einen Tafelspitz vom Rind sowie "eine Stricknadel, Tüll und eine sichere Terrasse." Oho!? Die Zubereitung ist dann verblüffend einfach und wird hier nicht verraten. Ohne die römische Mittagssonnenhitze funktioniert es eh nicht.
Aber selbst beim Allerweltsgemüse Tomaten dürfen es nicht irgendwelche Hollandparadeiser sein, sondern unbedingt Casalino-Früchtchen, also Wulsttomaten, diese "hässlichen, aber unglaublich köstlichen". Sie sind, wie der Autor liebevoll präzisiert, "klein, nicht glatt, sondern knollig mit vielen Wülsten. Mein Neffe Marco könnte sich hineinlegen, aber das wäre die reine Verschwendung!" Valabrega schiebt die Tomaten halbiert und entkernt mit Salz, Pfeffer, Öl und Knoblauch in den Ofen und grillt sie. Dazu gibt´s Brot. "Herber Geschmack. Etwas Besonderes!"

Mittwoch, 25. November 2015

Kalligrafie monumental - Jackson Pollocks "Mural" in Berlin

Von Elke Linda Buchholz - "Energy made visible!" Um zu begreifen, worum es dem Maler Jackson Pollock ging, genügt ein einziges Werk. Nur groß genug muss es sein. So wie dieses: Das 1943 entstandene "Mural", das die University of Iowa als "Crown Jewel" ihres Museums bezeichnet, misst über 6 Meter und ist das größte Bild, das Pollock je schuf. Avantgarde-Förderin Peggy Guggenheim bestellte es bei dem Künstler für ihr New Yorker Townhouse; als sie später nach Venedig ging, ließ sie das Riesenwerk in Amerika zurück. Das Foto links zeigt die Auftraggeberin und den Künstler um 1943 vor dem Bild.
Jetzt ist es auf Europa-Tour. Wer die Ausstellung jüngst in Venedig anlässlich der Biennale verpasst hat, bekommt nun in der KunstHalle der Deutschen Bank noch einmal die Gelegenheit zum Date mit Pollocks Original. Flankiert von Werken wichtiger Zeitgenossen wie Lee Krasner oder David Smith und frisch restauriert vibriert das Riesengemälde tatsächlich vor Dynamik und Bewegungsenergie. Eine Viertelstunde vor diesem Werk lässt sich wegschlürfen wie ein Energiedrink, nur eben rein visuell. Ein Input, den man im grauen Berliner November gut gebrauchen kann.
Aber auch Schwärze, Aggressives und Düsteres pulsiert darin. Pollock musste eine Wand in seinem Atelier einreißen, um genug Platz dafür zu schaffen und fand den Arbeitsprozess "höllisch aufregend". "Mural" markiert in Pollocks Schaffen den entscheidenden Übergang zwischen seinen frühen, noch figürlichen Versuchen, die ebenfalls in der Ausstellung vertreten sind, hin zu den freien Drippings, für die der Action Painter berühmt wurde.

Dienstag, 24. November 2015

Am Rand der Welt - Ulrike Ottinger auf den Spuren Chamissos

Von Michael Bienert. In einer Ecke des großen Zimmers steht ein historischer Globus. Rundum Bücherregale, deren oberste Ablage dicht mit Dutzenden exotischer Holzmasken und Skulpturen besetzt ist. So stellt man sich das Arbeitszimmer eines Ethnologen des 19. Jahrhunderts vor. Ulrike Ottinger empfängt in ihrer Wohnung in einem alten Kreuzberger Mietshaus und entschuldigt sich für den Termin am Sonntagabend: »An den andern Tagen sitze ich 15 bis 18 Stunden im Schneideraum.« Mit unerhörter Disziplin arbeitet die 73-jährige Künstlerin und Filmemacherin daran, ihr neuestes Projekt im Zeitplan zu halten. Bis Dezember sollen der zwölfstündige Kinofilm »Chamissos Schatten«, eine Ausstellung in der Berliner Staatsbibliothek und eine Fotoausstellung fertig sein...

Weiterlesen können Sie den ausführlichen Bericht über Ulrike Ottingers Chamisso-Projekt im jüngsten Chamisso-Magazin der Robert Bosch Stiftung (Ausgabe Oktober 2015) ab Seite 14. 

Die Ausstellung "Weltreise" wird am 1. Dezember 2015 um 18 Uhr in der Staatsbibliothek zu Berlin eröffnet.

Donnerstag, 19. November 2015

Das Georg Kolbe Museum wird saniert - Baustellenbesichtigung im Bildhaueratelier

Die Baustelle im November 2015
Foto: Elke Linda Buchholz
Von Elke Linda Buchholz. Wer auf das Dachatelier Georg Kolbes tritt – ein beherzter Schritt auf eine eiserne Trittstufe und schon steht man drin, in dem Zimmer unter freiem Himmel – kann sich gut ausmalen, wie der Bildhauer seine Modelle zum Aktstudium hier herauf bat.
Der nach oben offene Raum ist wie gemacht für die ungestörte Zwiesprache mit dem hüllenlosen Gegenüber. Rundum schützen geschlossene Backsteinmauern die Terrasse vor zudringlichen Blicken. Nur nach Nordwesten ist ein breites Panoramafenster ausgespart: Es gibt den Blick frei in die Richtung, wo hinter Bäumen und Villen der Friedhof an der Heerstraße liegt. Dort ist Kolbes 1927 plötzlich verstorbene Frau begraben. Ihr wollte der Künstler mit seinem 1928/29 erbauten Wohn- und Atelierhaus nah sein.
Noch nie wurde das bedeutende Bauensemble an der Sensburger Allee 25 grundlegend saniert. Höchste Zeit! befand die seit drei Jahren amtierende Direktorin Dr. Julia Wallner, und die Lotto–Stiftung Berlin stimmte ihr zu, indem sie die 1,2 Millionen Euro teure Maßnahme ermöglichte.
Das Atelier 1930
Foto: Georg Kolbe Museum
Schon ist das Gebäude hinter Baugerüsten verschwunden. Man will zügig vorankommen, um den Ausstellungsbetrieb möglichst bald wieder aufnehmen zu können.Denn knappe Budget des Hauses, so Wallner, kann lange Schließzeiten gar nicht verkraften. Der renommierte Architekt Winfried Brenne, ein ausgewiesener Experte im Umgang mit sensiblen Baudenkmalen der Moderne, lenkt bei der Baustellenbegehung an diesem trüben, windigen Novembertag den Blick liebevoll auf die Details des ihm anvertrauten Objekts.

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Dienstag, 17. November 2015

E. T. A. Hoffmanns Berlin - Ausstellung in der Berliner Stadtbibliothek - Einsicht in die Quellen

Im Fachbereich Berlin-Studien der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) ist seit heute eine kleine Vitrinenausstellung zur Entstehung von E. T. A. Hoffmanns Berlin zu sehen. Zahlreiche Abbildungen in dem Buch stammen aus Sammlungen der ZLB, die in der Stadtbibliothek zugänglich sind. Außerdem ist das Schrifttum über Hoffmann und Berlin um 1800 dort nahezu vollständig greifbar. Für den Autor Michael Bienert war die Stadtbibliothek daher der ergiebigste Rechercheort für sein neuestes Werk. Die Ausstellung zeigt ausgewählte Fundstücke zum Thema aus den Sammlungen der ZLB mit Kommentaren und Signaturen: Die gezeigten Werke können in der Bibliothek eingesehen, also auch in die Hand genommen werden, was sonst bei Ausstellungen nicht möglich ist. Auch ein Leseexemplar des soeben erschienenen Buches liegt aus. Ansprechend gestaltet hat die Ausstellung Jenny Porschien, Mitarbeiterin im Fachbereich Berlin-Studien. Die Vitrinen sind während der Öffnungszeiten des Fachbereichs bei freiem Eintritt zu besichtigen. Ein Bibliotheksausweis ist nicht notwendig (Berliner Stadtbibliothek, Berlin-Studien, Breite Straße 30-36, 10178 Berlin, Mo-Fr 10-19 Uhr, Sa 13-18 Uhr).



Freitag, 13. November 2015

Buchpremiere in Friedenau

Frau Tittel, die Buchhändlerin, mit
Autor Michael Bienert
Der Andrang war so groß, dass ein Teil des Publikums auf den Treppenstufen in der Nicolaischen Buchhandlung in Friedenau sitzen musste - bei der gestrigen Buchpremiere von E. T. A. Hoffmanns Berlin mit Michael Bienert. Parallel zur Lesung waren historische Berlin-Stiche, Karten, Fotos und Zeichnungen E. T. A. Hoffmanns auf einer großen Leinwand zu sehen.

Die nächste Lesung mit Lichtbildern findet am 19. 11. in der Büchergilde Buchhandlung am Wittenbergplatz statt (20 Uhr, Eintritt frei).

Donnerstag, 12. November 2015

Pelz und Filz - eine Veranstaltung zum Sklarek-Skandal 1929

OB Gustav Böß trat 1929 wegen
der "Pelzaffäre" zurück.
Im Ephraim-Palais ist noch bis Ende Januar die Ausstellung Tanz auf dem Vulkan zu sehen, die das Stadtmuseum Berlin fast vollständig aus seinen eigenen Kunstsammlungen zur Metropolenkultur der Weimarer Republik bestückt hat - mit Werken von George Grosz, Rudolf Schlichter, Hannah Höch, Jeanne Mammen, Renée Sintenis, Hans Baluschek, aber eben auch mit vielen Großstadtbildern, die nicht zu Ikonen der Roaring Twenties geworden sind. Im umfangreichen Begleitprogramm moderiert Michael Bienert morgen eine Veranstaltung, die dem bekanntesten Politskandal im damaligen Berlin gewidmet sein wird. 1929 stürzte Oberbürgermeister Gustav Böß über die Machenschaften dreier gewiefter Geschäftsleute, der Brüder Sklarek, die sich am städtischen Beschaffungswesen eine goldene Nase verdienten und durch Betrug und Bestechung einen Schaden von über 10 Millionen Reichsmark anrichteten. Zum Verhängnis wurde Böß, dass seine Frau sich einen Pelz von den Sklareks hatte liefern lassen, die dafür einen viel zu niedrigen Preis berechneten. In die Betrügereien waren zahlreiche Mitglieder des Berliner Magistrats verwickelt, die Vorgänge um die Sklareks  wurden insbesondere von der politischen Rechten zum Vorwand genommen, die demokratische Verfassung der Kommune grundlegend in Frage zu stellen. Die Historikerin Dr. Annika Klein schildert, wie der Sklarek-Skandal die Überforderung der Berliner Verwaltung offenlegte und zu schwerwiegendem Vertrauensverlust führte. Sie ist als Autorin des Buches „Korruption und Korruptionsskandale in der Weimarer Republik“ eine ausgewiesene Kennerin der Materie. Dem Vortrag folgt eine Diskussion über die Betrugsanfälligkeit der Berliner Stadtverwaltung und die Skandalisierung der Sklarek-Betrügereien in den damaligen Medien. Mit Annika Klein diskutieren Michael Bienert und der Historiker Björn Weigel, der ebenfalls über den Sklarek-Skandal publiziert hat. Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Historischen Kommission zu Berlin e. V.

DEMOKRATIE IN NÖTEN - DER SKLAREK-SKANDAL 1929
Ort: Märkisches Museum
Datum: 13. 11. 2015, 16 Uhr
Weitere Informationen

Mittwoch, 4. November 2015

E. T. A. Hoffmanns Berlin - frisch aus der Druckerei

Autor Michael Bienert und Verleger André Förster mit dem ersten Exemplar.
In den nächsten Tagen ist das Buch auch im Buchhandel erhältlich.
Foto: Leon Buchholz

CIEE Global Institute Berlin in der Gneisenaustraße 27 in Kreuzberg eröffnet

Der amerikanische Botschafter bei seiner Eröffnungsrede
vor der renovierten Fassade des Lernzentrums.
Fotos: Bienert
Die Amerikaner nennen es einfach nur noch "G27": Das neue Lernzentrum und Wohnheim für Austauschstudenten aus den USA in der Gneisenaustraße 27 in Kreuzberg. Betrieben wird es vom Council on International Educational Exchange, kurz CIEE, der größten Organisation in den USA, die Studenten Auslandsaufenthalte rund um den Globus vermittelt. Im Beisein der CIEE-Führungsspitzen und des amerikanischen Botschafters John B. Emerson wurde es heute offiziell eröffnet. Bis zu 200 Studenten können dort gleichzeitig wohnen, lernen, arbeiten, mitten in einem der interessantesten und lebendigsten Viertel der Hauptstadt. Dafür hat das CIEE ein fünfgeschossiges Fabrikgebäude im Hinterhof erworben und ansprechend umgestalten lassen - nicht nur wurde die Fassade mustergültig saniert, im Inneren ist viel von der alten Industriearchitektur erhalten geblieben und mit teilweise gebrauchtem, teilweise neuem Mobiliar zu einer ansprechenden Lern- und Arbeitsatmosphäre kombiniert worden.

Montag, 2. November 2015

Erweiterung des Bauhaus-Archivs / Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten vom 5. bis 25. 11. 2015

Modell der Erweiterung des Bauhaus-Archivs
Foto: Staab Architekten
Einstimmig ist der Entwurf von Volker Staab für eine Erweiterung des Bauhaus-Archivs am 22. Oktober von einer Wettbewerbsjury zur Ausführung empfohlen worden: "Ein filigraner, fast zarter gläserner 5-geschossiger Turm mittig auf einer Plattform und ein eingeschossiger Riegel entlang der Von-der-Heydt-Straße sind die einzigen wahrnehmbaren Elemente der Erweiterung des Bauhaus-Archivs. Alle Ausstellungsflächen werden auf einer Ebene unter der als Plateau mit eingeschnittenem Hof vollständig neu gestalteten Freiflächen angeordnet. Die mit der Brückenrampe beginnende promenade architecturale behält ihre Wirkung als freigestelltes, kompositorisches Element im erweiterten Ensemble und tritt darüber hinaus in Dialog mit dem neuen Zugangsturm. Hierbei erhält der Freiraum eine neue Prägung. Das erklärte Ziel des Entwurfs, den Bestand zu stärken und gleichzeitig einen wahrnehmbaren, zeichenhaften Eingang für die abgesenkten Ausstellungsflächen zu schaffen, gelingt über diese klare und durchdachte Intervention. Gleichzeitig wird eine eindeutige Antwort auf die schwierige Adressbildung und Orientierung des Grundstücks gegeben. Der Anspruch, ein einziges, als Gesamtfigur erleb- und bespielbares neues Ensemble für das Berliner Bauhausarchiv zu schaffen findet in diesem Entwurf eine überzeugende Übersetzung", heißt es im Urteil des Preisgerichts. Das kann jetzt überprüft werden: Die Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten wird durch den Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten Tim Renner und die Direktorin des Bauhaus-Archvis Dr. Annemarie Jaeggi am

Donnerstag, den 05.11.2015
um 19:00 Uhr
im HO | Berlin, Holzmarktstraße 66, 10179 Berlin

eröffnet. Die Ausstellung ist danach von Freitag, den 06.11.2015 bis Mittwoch, den 25.11.2015 täglich von 13:00 bis 19:00 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.