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Sonntag, 14. Juni 2015

Friedenauer Lesenacht: Kästner auf der Dachterrasse

So idyllisch sieht es auf der Dachterrasse des Hauses Niedstraße 6 aus, wo Michael Bienert am kommenden Samstag, dem 20. Juni 2015, um 20.40 und 21.20 Uhr aus seinem Buch Kästners Berlin liest. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Friedenauer Lesenacht statt, bei der zahlreiche Autoren an ungewöhnlichen Orten auftreten. Zum Programmheft

Nachtrag: Wegen des gewaltigen Publikumsandrangs musste die Veranstaltung dann doch auf dem Dachboden stattfinden, was der Stimmung allerdings keinen Abbruch tat, wie die folgenden Fotos zeigen...

Auf dem höchsten Berg Berlins...

Michael Bienert auf dem Höhenkamm der Arkenberge
Foto: Sonja Buchholz
...war heute zum ersten Mal Gipfelfest. Im vergangenen Jahr ist die Bauschuttdeponie Arkenberge am  nordöstlichen Stadtrand über den Teufelsberg hinausgewachsen und gilt nun offiziell mit 122 Metern über Normalnull als höchste Erhebung innerhalb der Berliner Stadtgrenze. Das Gelände soll künftig als Naherholungsgebiet und Naturerlebnispark genutzt werden. Weitere Informationen

Freitag, 5. Juni 2015

Im Kino: "Die Frau in Gold"

Wir sind wegen Helen Mirren ins Kino gegangen, die so liebenswert schräge, sensible, nervige, stolze, stilbewusste ältere Damen verkörpert. Diesmal ist es Maria Altmann, eine inzwischen verstorbene jüdische Emigrantin aus Wien: Sie verklagte den österreichischen Staat vor einem Jahrzehnt mit Erfolg auf die Herausgabe des goldtrahlenden Klimt-Porträts von Adele Bloch-Bauer, ihrer Tante, das in der Nazizeit unrechtmäßig aus Familienbesitz entwendet worden war. Der Spielfilm folgt dem Kampf der alten Dame und ihres jungen Anwalts Randal Schoenberg (Ryan Reynolds) durch alle Instanzen und Winkelzüge, mit Rückblenden in die Zeit des "Anschlusses" Österreichs an Nazideutschland und der Ausplünderung des jüdischen Großbürgertums.
Sie machen die versteckten, verdrängten Wunden sichtbar, die in der Holocaust-Überlebenden Maria Altmann, dem nachgeborenen Anwalt aus der Schönberg-Familie und dem Reporter Hubertus Czernin (Daniel Brühl) durch den Restitutionsfall aufbrechen. Im Grunde geht es dabei gar nicht um Kunst oder der irrsinnig hohen Marktwert der geraubten Kunstwerke,  sondern um Gerechtigkeit und ein Schuldeingeständnis des österreichischen Staates: Die Enttäuschung der jüdischen Erbin darüber, dass ihr dies von der Gegenseite verweigert wird und sie die Herausgabe der Raubkunst in einem nervenaufreibenden Kampf erzwingen muss, führt letztlich dazu, dass das berühmte Bloch-Bauer-Porträt heute in einer New Yorker Galerie hängt und nicht mehr im Wiener Belvedere. Für europäische Augen ist dieser Hollywood-Film ein bisschen zu didaktisch und melodramatisch, wirken die Rückblenden in die NS-ein wenig klischeehaft und allzu sentimental, was indes durch die schauspielerische Qualität ausbalanciert wird. Es lohnt sich besonders, diesen Film im umsynchronisierten Original (mit Untertiteln in den Hackeschen Höfen) anzusehen, da er streckenweise zwischen den englischen und deutschen Sprache - mit verschiedenen Akzentfärbungen - wechselt. Zum Trailer

Mittwoch, 3. Juni 2015

Endlich gelesen: Nellja Veremejs "Berlin liegt im Osten"

Blick durch die Brunnenstraße zum Alex,
vom Tagungsort der literarischen Runde zum
Handlungszentrum des Romans
Das literarische Sextett, das gestern in der Berliner Brunnenstraße tagte, war sich einig: Dies ist ein richtig guter Berlin-Roman! Drei emeritierte Lingustikprofessor/inn/en, ein Kulturjournalist, eine Germanistik-Doktorandin und ein Jurist schwärmten sich gegenseitig vor, wie lebensnah, lebensklug und warmherzig Nellja Veremej ihre Geschichte einer aus der zerfallenden Sowjetunion nach Berlin ausgewanderten Altenpflegerin erzählt. Wie das Buch bis zum Schluß spannend bleibt, obwohl es eigentlich keine Entwicklung schildert, weil man immer neue Seiten an den Haupt- und Nebenfiguren entdeckt. So unaufdringlich ist es komponiert, dass man erst vom Ende her das kunstvolle Gewebe der Motive durchschaut - und staunt über das Geschick und die Sprachmächtigkeit einer Autorin, die mit etwa Fünfzig ihr Romandebut vorlegt und seit höchstens zehn Jahren in deutscher Sprache schreibt. "Mit der Liebe stand es nicht gut in unserer Familie. Zwar gab es sie bei uns im Überfluss, nur erwidert wurde sie nicht. Die Liebesstrahlen stießen in alle Himmelsrichtungen in die Leere, sie waren wie die Speichen eines endgültig kaputten und enthäuteten Regenschirms." Veremejs poetische Sprachbilder sind Blitze, die einen Sachverhalt schlagartig erhellen und auf den Punkt bringen. Ihre zweite Hauptfigur, der ehemalige DDR-Journalist und Berlinkenner Ulf, hat die NS-Zeit und die sowjetische Besatzung als Junge miterlebt: Veremej erzählt davon so anschaulich, als wäre sie selbst dabei gewesen, und man fragt sich, woher sie das hat. Der Roman spielt hauptsächlich in den Straßen zwischen Alexanderplatz, Volksbühne und Rosenthaler Platz, so wie Döblins Alexanderplatz-Roman von 1929, und gelegentlich streut die Autorin mit leichter Hand Reminiszenzen daran ein. Ohne Lamoryanz erzählt sie - hochaktuell - von den Schwierigkeiten einer Migrantenfamilie, am Ort ihrer Sehnsucht - Berlin - anzukommen und sich heimisch zu fühlen. Die Familie der Erzählerin Lena zerfällt, ihre Liebesaffäre mit einem selbstbewussten deutschen Arzt zerbricht, noch ehe sie richtig begonnen hat. Liebesroman, Familienroman, Migrantenroman, Ost-West-Roman, Wenderoman: Etwas von allem steckt in diesem Buch, das dabei weder überladen noch leichtgewichtig wirkt, weder  überhitzt noch unterkühlt - und schon gar nicht mittelmäßig. Wir sind extrem gespannt, was von dieser Autorin noch kommt!

Nellja Veremej
Berlin liegt im Osten
Roman
Verlag Jung und Jung
318 Seiten, gebunden, 22 Euro

Montag, 1. Juni 2015

Berlin wird nummeriert - Reprint des Berliner Adressbuchs von 1801 erschienen

Bevor es ein richtiges Adressbuch geben konnte, mussten erst einmal die Häuser in Berlin durchnummeriert werden. 1801 war es soweit: Aus diesem Jahr stammt das erste Adressbuch mit Straßennamen und Hausnummern, die man heute noch wiederfinden kann. Für einen schönen Reprint dieser Rarität hat Michael Bienert ein ausführliches Vorwort über das damalige Berlin und die Entstehung des Adressbuches verfasst.

Zu beziehen über den Shop des Kleist-Archivs Sembdner der Stadt Heilbronn:

http://www.kleist-shop.de/index.php/kategorie-layout/heilbronner-kleist-reprints/berlin-adressbuch-1801-detail