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Freitag, 5. Juni 2015

Im Kino: "Die Frau in Gold"

Wir sind wegen Helen Mirren ins Kino gegangen, die so liebenswert schräge, sensible, nervige, stolze, stilbewusste ältere Damen verkörpert. Diesmal ist es Maria Altmann, eine inzwischen verstorbene jüdische Emigrantin aus Wien: Sie verklagte den österreichischen Staat vor einem Jahrzehnt mit Erfolg auf die Herausgabe des goldtrahlenden Klimt-Porträts von Adele Bloch-Bauer, ihrer Tante, das in der Nazizeit unrechtmäßig aus Familienbesitz entwendet worden war. Der Spielfilm folgt dem Kampf der alten Dame und ihres jungen Anwalts Randal Schoenberg (Ryan Reynolds) durch alle Instanzen und Winkelzüge, mit Rückblenden in die Zeit des "Anschlusses" Österreichs an Nazideutschland und der Ausplünderung des jüdischen Großbürgertums.
Sie machen die versteckten, verdrängten Wunden sichtbar, die in der Holocaust-Überlebenden Maria Altmann, dem nachgeborenen Anwalt aus der Schönberg-Familie und dem Reporter Hubertus Czernin (Daniel Brühl) durch den Restitutionsfall aufbrechen. Im Grunde geht es dabei gar nicht um Kunst oder der irrsinnig hohen Marktwert der geraubten Kunstwerke,  sondern um Gerechtigkeit und ein Schuldeingeständnis des österreichischen Staates: Die Enttäuschung der jüdischen Erbin darüber, dass ihr dies von der Gegenseite verweigert wird und sie die Herausgabe der Raubkunst in einem nervenaufreibenden Kampf erzwingen muss, führt letztlich dazu, dass das berühmte Bloch-Bauer-Porträt heute in einer New Yorker Galerie hängt und nicht mehr im Wiener Belvedere. Für europäische Augen ist dieser Hollywood-Film ein bisschen zu didaktisch und melodramatisch, wirken die Rückblenden in die NS-ein wenig klischeehaft und allzu sentimental, was indes durch die schauspielerische Qualität ausbalanciert wird. Es lohnt sich besonders, diesen Film im umsynchronisierten Original (mit Untertiteln in den Hackeschen Höfen) anzusehen, da er streckenweise zwischen den englischen und deutschen Sprache - mit verschiedenen Akzentfärbungen - wechselt. Zum Trailer

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