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Freitag, 27. Juni 2014

Spitzentechnologie und Massenproduktion - Neue Dauerausstellung des Museums für Vor- und Frühgeschichte

Schädel aus Rudolfs Virchows
Sammlung im Roten Saal
des Neuen Museums.
Foto: Bienert
Von Michael Bienert - Warum die Männer einander die Schädel eingeschlagen haben, wissen die Archäologen nicht. Tausende müssen es gewesen sein, die vor etwa 3300 Jahren ungefähr 150 Kilometer nördlich von Berlin mit Keulen, Pfeil und Bogen aufeinander losgingen. Das Schlachtfeld wurde erst 1996 entdeckt, als ein Schlauchbootfahrer auf dem Flüsschen Tollense in Mecklenburg-Vorpommern einen menschlichen Oberarmknochen fand, in dem eine Pfeilspitze aus Feuerstein steckte. Seit ein paar Jahren suchen Wissenschaftler die Flussniederung systematisch ab. Überreste von mehr als hundert Opfern des Gemetzels, wurden schon geborgen. Erst im vergangenen Jahr legten Archäologen eine dicht mit Knochen und Schädeln dicht gespickte Bodenschicht frei, die nun als großes Wandrelief im Neuen Museum ausgestellt ist. Mit moderner Technik wurde die Grabungsstelle gescannt, die Daten in einen 3-D-Drucker eingefüttert. So beamt die Neupräsentation der Vor- und Frühgeschichte im Neuen Museums das Publikum nicht nur zurück in die älteste Menschheitsgeschichte, sondern gibt sich zugleich topaktuell. Weiterlesen im Tagesspiegel

Freitag, 20. Juni 2014

Stadt hinter Glas

Copyright: Simone Fischer
"Nebel, Dunst, Sonne, Regen und Dämmerung, das sind die Mächte, die im unendlichen Wechsel die großen Steinnester mit immer neuem Formenglanz umkleiden, ihre Formen verschmelzen, sie geschlossener, ja monumental machen; die aus den ärmlichsten Haufen, den trostlosesten Gegenden eine Welt farbiger Wunder aufbauen", schrieb August Endell vor dem Ersten Weltkrieg über "Die Schönheit der großen Stadt". Der Fotografin und Buchgestalterin Simone Fischer genügt dazu eine zerkratzte Fensterscheibe in der Buslinie M 27. Ihre Fotoserie ist noch bis 20. Juli als Teil der Gruppenausstellung »Landschaft im Dekolleté – Fenster als Element und Metapher« zu sehen. Weitere Informationen und Fotos auf ihrer Website www.salon-visuell.de

Montag, 16. Juni 2014

Seelenaufschlitzer. Oskar Kokoschka in Wolfsburg

Von Elke Linda Buchholz - „Der Sessel, auf dem Karl Kraus für dieses Porträt gesessen, ist nach der letzten Sitzung auseinandergefallen“, pinselte Oskar Kokoschka am 7. Februar 1925 auf die Rückseite der Leinwand. Hatte der Wiener Satiriker und Schriftsteller während der Modellsitzungen so nervös herumgehampelt? Kokoschkas Bildnis räumt der ungelenk ausfahrenden Gestik fast die Hälfte des breiten Bildformats ein. Nicht nur die mit lila Pinselstrichen akzentuierte Gesichtslandschaft, sondern auch der Körper wird hier zur Bühne des Selbst.
Immer wieder ziehen in Kokoschkas Bildnissen die Hände die Aufmerksamkeit auf sich. Sie verkrampfen sich, spreizen die Finger, formen kryptische Zeichen und stehlen den Gesichtern gerade bei den frühen Arbeiten fast die Schau.
Das will etwas heißen. Denn auch in den Physiognomien ballte der junge Kokoschka angefeuert vom Erlebnis van Goghs eine immense Ausdrucksenergie. Ob das Resultat dem Dargestellten ähnelte, war dem Maler zweitrangig. Nicht jeder Auftraggeber konnte sich damit abfinden. Aber der Schriftsteller Walter Hasenclever meinte, er bemühe sich täglich, seinem Bildnis ähnlicher zu werden. Rund 55 Gemälde und 140 Papierarbeiten versammelt das Kunstmuseum Wolfsburg zu einer Kokoschka-Retrospektive... Weiterlesen auf tagesspiegel.de

Dienstag, 10. Juni 2014

ZEIT ONLINE über "Die Entdeckung Berlins"

"Übrigens lohnt allein das Nachwort schon zum Kauf dieses sorgfältig und ansprechend gemachten Buchs. Denn es ist ein Musterstück historischer Recherche und gewitzter Findigkeit", schreibt Erhard Schütz auf ZEIT ONLINE über Michael Bienerts Neuedition der Entdeckung Berlins von Henry F. Urban. Hier lesen

Montag, 2. Juni 2014

Der Weltkrieg auf den Nachttisch - Neue Bücher zum Jahr 1914 und den Folgen

Gasmaske aus dem Ersten Weltkrieg
Quelle: Europeana 1914-1918
Von Michael BienertDer Erste Weltkrieg hat viele literarischer Talente ausradiert und reichlich mediokre Autoren hervorgebracht. Einer war mein Urgroßvater. In einem Erinnerungsbuch von Frontkämpfern hat er hinterlassen, wie er sich vor Verdun das Eiserne Kreuz verdiente. Als Zugführer eroberte er eine französische Stellung und schaffte es, sie im Nahkampf mit Senegalesen stundenlang zu halten. Die meisten Kameraden überlebten das Gemetzel nicht, dennoch schließt Opas Bericht mit den Worten: „Die Stimmung war trotz allem dem Erlebten die Beste geblieben.“
Das Frontkämpferbuch erschien 1936, es sollte die Jugend auf kommende Heldentaten einstimmen und trägt eine handschriftliche Widmung an den Sohn, also meinen Großvater, der im Zweiten Weltkrieg gen Frankreich zog. Dieses Familienerbstück, eine meiner Kindheitslektüren während langer Nachmittage unter Omas Obhut, ist ein Fremdling zwischen meinen Büchern. Deshalb vermüffelte das Buch jahrelang neben alten Schallplatten im Keller, genau wie das 1930 in Stuttgart erschienene, mehrere Kilo schwere Bayernbuch vom Weltkriege. Aber so ein illustriertes Prachtwerk kann man doch nicht einfach auf den Kehrichthaufen der Geschichte werfen!
Nun haben es die alten Weltkriegsbücher wieder auf meinen Schreibtisch geschafft, denn die 100. Wiederkehr des Kriegsbeginns rollt unerbittlich wie ein Panzer auf uns Kulturjournalisten zu.