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Freitag, 4. November 2011

Der lange Atem der Außenseiterin

Wenn Berufsverbände Preise an Mitglieder ihres Berufsstandes verleihen, riecht das fast immer ein bisschen nach Selbstvermarktung. Gestern abend im Radialsystem war das aber anders, denn der Journalistenpreis Der lange Atem, vergeben vom Journalistenverband Berlin-Brandenburg (JVBB), würdigt etwas, was im schnelllebigen Medienalltag immer seltener wird: Beharrlichkeit, Geduld, Zähigkeit und Eigensinn. Das hat die - mit Chefredakteuren wichtiger Berliner Medien prominent besetzte - Jury beherzigt und einer sichtlich überraschten Außenseiterin des Betriebs den 1. Preis zuerkannt: Nadja Klinger, freie Autorin beim Tagesspiegel, die seit Jahren über die Armut in Deutschland schreibt, in einer genauen, einfühlsamen, bilderreichen Sprache. Eine Entdeckungsreisende im Alltag vor der eigenen Haustür, die ihren Leser Schicksale von Hartz-IV-Empfängern, Leiharbeitern oder allein erziehenden Müttern nahe bringt, über die man sonst lieber hinwegsieht. Texte von Nadja Klinger aus dem Tagesspiegel finden Sie hier. - Der zweite Preis ging an den Onlinejournalisten Yassin Musharbash für seine Berichterstattung über den Dschihadistischen Terrorismus, der dritte Preis an den hartnäckig recherchierenden Lokaljournalisten Ulrich Wangemann von der "Märkischen Allgemeinen".

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