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Montag, 14. Februar 2011

Berlaymont

Wegen der Eurokrise ist die gebogene Hochhausfassade der EU-Kommission in letzter Zeit ein besonders beliebter Bildhintergrund für Korrespondentenberichte aus Brüssel. Berlaymont: Der Name des Hauses für 3000 Mitarbeiter aus 27 Staaten erinnert an ein abgerissenes Nonnenkloster an dieser Stelle. Der babylonische Turm ist zugleich ein gewaltiges Kunstmuseum, überall hängen Leihgaben nationaler Kunstsammlungen und Kulturinstitute an den Wänden. Bei der täglichen Pressekonferenz reden sich die Sprecher der Kommissare und die Journalisten mit Vornamen an, ein sympathisches Ritual, das man sich in Berlin so gar nicht vorstellen kann. In Hintergrundgesprächen sind die EU-Mitarbeiter sehr auskunftsfreudig, allerdings immer „off records“: Zitiert werden sollen nur die sorgsam abgewogenen Mitteilungen der Kommission. Der europäische Geist des Hauses zeigt sich auch auf den Toiletten. „Katalunya is a nation, Spain is a fiction“ hat ein Anonymus an einen Türrahmen gekritzelt. Darunter steht in einer anderen Farbe: „Nation is a fiction“. Weitere Kolumnen aus der Kulturrepublik finden Sie hier.

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