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Dienstag, 7. Dezember 2010

Kanzlerkarte

Eine Weile hieß das Ecklokal im Berliner Regierungsviertel Café Mierscheid, benannt nach Jakob Maria Mierscheid, der seit 30 Jahren als Phantom durch den Bundestag geistert. Der erfundene SPD-Abgeordnete, Jahrgang 1933, hat sich in dieser Legislaturperiode noch nicht wieder mit skurrilen Initiativen zu Wort gemeldet, es erschienen lediglich ein paar Geburtstagsartikel am 1. März. Dem Ecklokal hat der berühmte Name kein Glück gebracht, es nennt sich längst Kanzler-Eck. Auf der Speisekarte stehen Gerichte wie Konrad Adenauer, das ist Sauerbraten mit zweierlei Kohlrabi, oder die Ochsenbrust Ludwig Ehrhard. Zu Ehren von Willy Brandt und Helmut Schmidt kommt Fisch auf den Teller, unter dem Namen Helmut Kohl, was sonst, Pfälzer Saumagen. Das teuerste der Gerichte auf der Kanzlerkarte, ein Kalbsschnitzel, heißt nach dem Brioni-Liebhaber Gerhard Schröder. Und Angela Merkel? Sie ist Namensgeberin für eine Rinderroulade mit Petersilienkartoffeln. Nicht sehr charmant, Herr Wirt! Oder steckt da der SPD-Altvordere Mierscheid dahinter? (29. November 2010) - Weitere Kolumnen aus der Kulturrepublik-Kolumne finden Sie hier.

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