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Montag, 8. März 2010

Köln in Berlin


Mit einem Federstrich übertrug Kaiser Heinrich IV. drei Reichslehen an die Abtei St. Pantaleon in Köln. Die Urkunde ist über 900 Jahre alt. Aus dem Jahr 1167 stammt das gut erhaltene Wachssiegel auf einem Schriftstück Kaiser Barbarossas, das er nach der Eroberung Roms ausstellte. Auch das um 1258 engzeilig mit der Hand geschriebene Lehrbuch „De Animalibus“ des Gelehrten Albertus Magnus - siehe Abbildung - ist ein Geschichtszeugnis von europäischem Rang. Alle drei Ausstellungsstücke stammen aus dem Kölner Stadtarchiv, das vor einem Jahr einstürzte. Was dort kaputt ging, ist schwieriger vorstellbar als der Schaden nach dem Brand der schmucken Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Auch deshalb wurden die Rettung der Kölner Archivalien nicht sofort als nationale Aufgabe begriffen. Eine Ausstellung im Berliner Martin-Gropius-Bau mit 100 teils schwer versehrten, teils bereits restaurierten Archivstücken rückt nun die Perspektive zurecht. 90 Prozent des Bestandes konnten aus dem Einsturzkrater geborgen werden, doch fast jedes der Milliarden Puzzlestücke muss gereinigt, restauriert und neu archiviert werden. Das wird Jahrzehnte dauern und bis zu 500 Millionen Euro kosten. Auf diesem Trümmerberg darf die übrige Kulturrepublik die Kölner nicht sitzen lassen.

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